Netzhautablösung als irreparabler Schaden ?
Relax auf der Gefühlsachterbahn !
Es ist eine drastische Erfahrung, wenn man aus heiterem Himmel heraus aufgefordert wird, alle Alltags- und Lebens-Aktivitäten einzustellen. Auch die vermeintlich ganz harmlosen, die zum Beispiel bei mir täglich einen gesuchten, prickelnden und dahinplätschernden Luststrom auslösen. Angenehm und nachhaltig. Meiner Sucht fröne ich fast immer schon kurz nach dem Aufstehen und ich mache es dann kontinuierlich bis spät in die Nacht hinein. Im Bett mache ich es nicht so gern, weil ich die möglichen Blickpositionen letztlich zu anstrengend finde, was mich zu einem ständigen Positionswechsel animiert. Dagegen mache ich es im Stehen, auch jede Parkbank ist mir recht und im Auto mache ich es sowieso sehr regelmässig. Kann ich doch dabei gleichzeitig Musik hören, die Leute beobachten und trotzdem Spass an meiner Lieblingsbeschäftigung finden. Meine Augen schweifen genussvoll über das jeweilige Lustangebot, bis ich mich für das entscheide, das meine Augen unwiderstehlich anzieht, weil es Unterhaltung mit Mehrwert verspricht.
Lesematerial macht mich zu einem wartetoleranten und friedfertigen Menschen. Lesen lässt mich Warte- und Reise-Zeiten, Pausen und sinnloses Gequassel von Unbekannten, ruhig und gnädig ertragen. News, Berichte und ein sehr breites Informationsspektrum, ich brauche es unabdingbar. So fängt denn der Tag auch schon gut an solange es Kaffee und eine Portion Print auf dem Teller gibt. Auf Gipfeli und Brötchen kann ich verzichten. Im Gegenteil, es ist gesund wenn das Frühstück auch mal dürftiger ausfällt, aber Kopf und Seele brauchen beständig und zuverlässig Nahrung um in Form zu bleiben, um bei all den schlechten News und Katastrophen fortwährend zu erkennen, dass es einem persönlich doch gar nicht so schlecht geht, gemessen an der täglichen Informationslawine an Not und Elend, welche wir mittels zusammengesetzter Buchstaben zu selektiv gewählten Bildern in unseren Köpfen werden lassen - können.
Lesen dürfen, eine bis anhin zentrale und unverzichtbare Aktivität. Lesen, bei aller Bescheidenheit, eine meiner Kernkompetenzen, wurde mir verboten. Ohne Vorwarnung. Mit Nulltoleranz. Sofort und bis auf Weiteres. Also Open end auf der Zeitachse. Das ist gleich lösen der Verbindung zwischen Energieabgabe und Energieaufnahme. Etwas für die Lebensvitalität tun, das ist bei mir untrennbar mit dem Lesen verbunden. Informationen aufnehmen und verarbeiten, eine unverzichtbare Aktivität um Kommunikation zu betreiben.
Erfolgreiche Kommunikation. Nein, gemeint ist an dieser Stelle nicht primär geschäftlich erfolgreiche Kommunikation sondern die private Kommunikation. Partnerschaft, Freundschaften und die Anbahnung neuer Kontakte bis hin zur Entstehung neuer sozialer Bande, alles braucht Kommunikation und wer nicht immer das gleiche Erzählen oder einfach Schweigen will, braucht neuen Stoff zum Reden und/oder zum Schreiben, neue Informationen zum Diskutieren und allenfalls - nicht immer aber auch - zum Streiten. Klar nur zum Wohle der geistigen Weiterentwicklung und dem Erhalt einer mentalen Flexibilität, die unsere eigenverantwortliche Lebensqualität und unser Selbstgestaltetes Beziehungsglück entscheidend prägen.
Bei diesen Bedürfnissen und gelebten Einsichten, droht die seelische und geistige Zufriedenheit in dem Moment aus den Fugen zu geraten, wenn die Ärzte erklären:
Sie kommen zu spät zu uns.
Wir befürchten, dass ihr Auge bereits irreparabel geschädigt ist.
Wir werden unser Bestes geben. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass sie das Augenlicht im geschädigten Auge verlieren !!! Welch ein Hammer, frontal und brutal.
Was war passiert? Ich blende zurück in den Sommer. Schon seit einiger Zeit bemerkte ich Blitze im Auge, wenn ich typischerweise nachts von einem hell erleuchtenden Raum ins dunkle Schlafzimmer wechselte. Man kann diese Blitze natürlich zu jeder Tageszeit haben, doch konkret sind sie mir beim zuvor beschriebenen Lichtwechsel aufgefallen. Nach dem Blitzen war das Auge normal, ich konnte keine Beeinträchtigung feststellen. Im Juli intensivierten sich die wahrgenommenen Irritationen im Auge. Vor meiner Pupille bewegten sich unaufhörlich sehr schnell Punkte mit unterschiedlicher Grösse. Das Sehen war weiterhin nicht schlechter, doch diese Punkte, die ständig in Bewegung waren, Hin und Her tanzten, machten mich zunehmend nervös und rissen meine persönliche Barriere, gegen „vermeidbare“ Arztbesuche, ein.
Der Besuch bei meinem persönlichen Vertrauensaugenarzt – seit Jahrzehnten bekannt und geschätzt - brachte ruck zuck die gewünschte Beruhigung für mein Nervenkostüm. Die klare und einfache Diagnose. Eine Glaskörperabhebung hatte mich heimgesucht und dies war eine völlig normale Angelegenheit, die praktisch alle Menschen mitmachen dürfen sofern sie alt genug werden und nicht schon vorher den Löffel wegwerfen. Gegen diesen stinknormalen Vorgang von Glaskörperabhebung gab es auch keine Behandlungsmöglichkeit. Ruhig zuwarten war die Devise, das Irritationsproblem würde sich von alleine lösen. Es könnte jedoch bis zu sechs Monaten dauern, bis das Hin und Her der flitzenden Blutpartikel aufhört und sich die störenden Teile völlig auflöst haben und somit aus meinem Blickfokus verschwinden würden.
Es war eine gute Mitteilung dieses: Sie haben kein Problem, es gibt nichts zu Tun und weitere Besuche in dieser Angelegenheit sind auch nicht nötig. Es sind genau die Worte, die man hören möchte. Man wünscht sich diese klare Wortwahl inbrünstig auf dem Weg zum Termin, im Wartezimmer und erreicht dann den äusserst seltenen Moment der restlosen menschlichen Zufriedenheit, wenn der Arzt freiwillig, klar und deutlich und mit lockerer sowie Vertrauenserweckender Mimik sagt: Es gibt kein Problem, es ist alles Paletti.
So habe ich denn meinen Aschenregen bzw. meine blutigen Schlierken, als Normalzustand auf Zeit begriffen. Meine ursprüngliche Nervosität völlig ausgeschaltet, was umso leichter fiel als meine Sehqualität gut war. Doch Wochen nach dem Arztbesuch haben sich unbemerkt von mir, Veränderungen im Auge ergeben. Unbemerkt, ich war nicht sensibilisiert, wartete ich doch geduldig auf die natürliche Heilung, für die ich nicht Mehr zu tun hatte, als einfach geduldig den Kalenderfortschritt von einigen Monaten in Kauf zu nehmen.
Fatal, im Sinne einer fehlenden Alarmlampe, die krankhaften Veränderungen im Auge schreiten schmerzlos voran. Dann aber war sie plötzlich da die Alarmlampe und blinkte wild. Wiederum beim Wechsel von beleuchteten Zimmern hin zum dunklen Schlafzimmer, nahm ich ein Leuchten im linken Augenwinkel, nächst zur Nase, wahr. Es war ein seltsames Leuchten, das ich mit dem kleinen Rest einer untergehenden Sonne vergleiche, wie es die geläufigen Bildsujets auf Ferienpostkarten aus dem Mittelmeerraum darstellen. Dieses Leuchten in der Augenecke war irritierend, vor allem konnte ich es im dunklen Zimmer und bei geschlossenen Augen wahrnehmen.
Mit geschlossenen Augen meinen eigenen Augapfel sehen, geht das?
Bei den ersten Anzeichen von einem Minifarbklecks im Augenwinkel war ich gar nicht beunruhigt. Das mussten die vom Arzt erwähnten Blutpartikel der Glaskörperabhebung sein und klar, der Augenwinkel auf der Nasenseite war der richtige Ort, damit das Zeugs verschwinden konnte. Dachte ich. Nächtelang. Tagsüber störte mich ohnehin Nichts, weil da die Veränderung unterging, denn ich hatte den Eindruck mein Sehvermögen war Okay. Tagsüber stellte ich dann mal fest, dass es keine Schlierken mehr gab die sich rasant vor der Pupille bewegten. Plötzlich realisierte ich, das mein flitzendes Problem zu einem stationären Problem mutiert hatte und nachts leuchtete ein zunehmend grösser werdender Anteil der Augenecke. Nein es war mehr als „nur“ die Ecke, ein Teil vom Auge strahlte wie batteriebetrieben.
Keine Frage, ich musste meinen coolen Umgang mit meinem Augenproblem, das laut dem von mir sehr geschätzten Experten kein Problem war, neu anpacken. In einem Mail an meinen Augenarzt beschrieb ich meine Wahrnehmung(en). Postwendend kam die Aufforderung zurück, ich soll mir einen Soforttermin geben lassen. Also für einen normalen Kontrolltermin muss man 4 bis 6 Monate warten und als Neupatient auch bis zu einem Jahr. Von der Umsatz- und Auslastungsmanagerin bekam ich einen Termin, rasch innert Stunden. Konkret war der Termin nur soweit entfernt, wie es meine persönliche Vorlaufzeit erforderte, um in der Praxis einzutreffen, d.h. unter Berücksichtigung vom Vollprogramm für externen Auftrittsstandard, Wegzeit, etc.
Ha, ich als fester Wert in der Ertragsrechnung – schliesslich war ich bereits Patient beim Vater des heutigen Meisters – und sicher auch deshalb, weil ich ja nie die Praxis mit unnötigen Besuchen belastete, bekam also ruck zuck einen Termin, während Otto Normalo geduldig auf die Gewährung einer Kontrolleinheit warten musste.
Ich war arglos und das war gut so,
wie immer im Leben, wenn uns die raue Wirklichkeit – bzw. die zugrunde liegenden harten Fakten – erdrücken wollen
Aktualisiert 21.11.2010 17.05.
Fortsetzung folgt