Dienstag, 19. März 2024, 05:04
 

Bin Laden Liquidierung!

Ist Scheinmoral besser als keine Moral?

Mein Eule-Biorhythmus hat mir kürzlich mal wieder mitten in der Nacht zu brandheissen News verholfen. Rasch nachdem USA Medien die  Breaking News vom Tod von Bin Laden ins Netz stellten, habe ich es gelesen. Okay, war mein einziger emotionsloser Gedanke. Kein Triumph, keine  Freude, aber auch kein Ansatz zur Kritik, obwohl für mich sofort klar war, dass bei diesem Risikoreichen Unterfangen der Tod von Bin Laden nicht nur in Kauf genommen wurde sondern allenfalls das eigentliche Ziel der Mission war. Muss man dies verwerflich finden? Was mich betrifft betrachte ich diese Art der Zielumsetzung als legitim und sehe daher – nach dem Abwägen von diversen Kriterien – keinen Grund für die moralische Entrüstung die sich breit gemacht hat und der amerikanischen Regierung den Verrat von rechtsstaatlichen Prinzipien vorwirft.

Kritisieren und moralisieren sind in der Masse weit verbreitete  Alltagsfähigkeiten, deren Anwendung so selbstverständlich daherkommt, wie das Atmen, das ja auch ohne feststellbaren Vorauslaufenden Gedankenprozess abläuft. Gemessen an dieser neutralen Ausgangssicht, ist die immer und jederzeit erkennbare Moral in der Gesellschaft, ein Richtwert der wenn’s zählt, tatsächlich so schwer festzumachen ist, wie wenn ein Wackelpudding an die Wand genagelt werden soll. Die Selbstdarstellung der Menschen in Sachen Moral und die hehre Beweisführung, wenn sie in eigener Sache zwischen Moral und Vorteil wählen müssen, kann im Entscheidungsmoment zu äusserst brutaler Ernüchterung jener Personen führen, die Live das Farbe Bekennen mitverfolgen können.  

Mit sarkastischer Verwunderung nehme ich die in Deutschland und der Schweiz weit verbreitete Sicht wahr, dass auch die Festnahme eines  Terrororganisators wie Bin Laden, so rücksichtsvoll und gesetzeskonform hätte ablaufen müssen, wie das Festsetzen eines Jugendlichen der bei einem läppischen Fahrraddiebstahl inflagranti ertappt wird. Es sind diese edlen Gemütsmenschen die im breiten Sessel vor dem Fernseher immer schnell und laut Verständnis, Strafmilde und grosszügige Vergebung für alle Täter anmahnen.

In der christlichen Gesellschaft haben Opfer von Gewalt weniger Fürsprecher die sich für sie einsetzen, als die Täter. Bei Opfern wird regelmässig nach möglichst viel Selbstverschulden gesucht, während die gleiche Gesellschaft rasch bereit ist, wohlwollend zu prüfen ob nicht das Vorauslaufende Versagen der sozialpolitischen und gesellschaftlichen Erfüllungsnormen, die Fehlentwicklung der Täter ursächlich begünstigt hat.

Die ewigen Besserwisser, die Ratgeber, die sich dann in Szene setzen wenn zuvor fehlende Fakten und Informationen auf dem Tisch liegen, sie gehören für mich zur Sessel-Furzer-Elite.SFE ein Massenphänonem!

 
Das öffentliche Eintreten für Täter, das Werben für grosszügiges Vergeben, sind die Charmefäden mit denen Menschen sich ihr christlich-soziales Mäntelchen erstellen, das für eine wohltemperierte Seelenwärme sorgt, wobei nicht selten die Menschen die plakativ die Kultivierung christlicher Moral und Ethik anmahnen, Taten vermissen lassen und sich die eigene Grosszügigkeit auf verbale Geschenke beschränkt. Besonders gern, wenn man damit in den Medien landet.  

Das Bild, das der aufmerksame Betrachter im Alltag vorfindet, lässt dagegen einen erschreckenden Zustand der Gesellschaft erkennen. Wohlwollend ausgedrückt und ohne empirischesZahlenmaterial, halten sich beim täglichen Erleben "gefühlt"  Ehrlichkeit und Verlogenheit die Waage. Es ist wie das Muster von einer Amish Patchworkdecke, von denen es auch nie zwei absolut gleich zusammengesetzte Decken gibt  und so präsentiert sich der tägliche Erfahrungswert. Unsere Eindrücke sind mal besser, mal schlechter. über eine gewisse Zeitspanne hinweg, sind unsere Eindrücke auf jeden Fall so farbig und vielfältig wie frisch produzierte Seifenblasen. Wir können täglich staunen.

Seifenblasen sind immer schön.
Selber produzierte noch schöner!


Den moralischen Zustand einer Gesellschaft, kann man den in Zeiten wo jederzeit „politisch korrektes Verhalten“ in Schrift und Sprache abverlangt wird, überhaupt noch feststellen?

Behaupten deshalb Wissenschaftler, dass jeder Mensch im Schnitt 200 x am Tag lügt? Wenn es um Schein und Karriere-Erhalt und –Fortschritt geht, weiss man dank Vorgabe der Meinungsmacher – Medien und die wechselnden Vorzeigefiguren aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft – welche Aussagen mit sorgfältig abgestimmter Wortwahl, den Vorgaben der herrschenden Moralbestimmungselite entsprechen. Solche Aussagen lösen Wohlgefallen aus und ergeben gesellschaftliche Credit Points. Anders gesagt, Scheinmoral wird belohnt! Scheinmoral ist für mich jedoch der Zwilling von keiner Moral. Keine Moral ist natürlich verpönt, aber wenn man nur sagen soll (darf) was in vorbestimmte Schablonen passt, ist Scheinmoral und keine Moral als gleichwertiges Gut anzusehen. Diese Entwicklung ist gefährlich. Sie fördert die Verbreitung von Verlogenheit, weil Menschen ihre tatsächliche Meinung zunehmend nicht mehr preisgeben. Je länger je mehr, wissen wir weder privat noch politisch, welche effektive Substanz hinter der Meinungsäusserung von Dritten vorhanden ist.  Gefährlich ist es deswegen, weil nie ein klärender Dialog einsetzt, weshalb vermeintlich keine Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. wenn Sinn und Notwendigkeit dafür nicht fortlaufend erkannt wird. Den Aufstieg und Erfolg von Jörg Haider in Österreich und den Fall Thuilo Sarrazin erwähne ich als Beispiele.

Bundeskanzlerin Merkel hat kurz nach der Tötung von Bin Laden gesagt: „ .... sie freue sich darüber, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten.“ Auch für mich keine gute Wortwahl. Ein anderes Wort und fast keine Kritik wäre möglich gewesen. (Fast, weil keine Kritik gibt es praktisch nie, wess es auch lang gehen kann, nis sich die SFE's zu Wort melden.) Dieser Satz war jedoch in erster Linie als Streicheleinheit für die Amerikaner bestimmt als kostenloses Pflaster für die verbockte Westerwelle Libyen Politik. Das anschliessende Geheul, das Schwingen der Moralkeule durch Medien und Meinungsführer, wer versteht dies in jenem Teil vom Volk, wo die Eliten als unbarmherzige Normenverkünder wahrgenommen werden. Die Eliten geben Normen vor und lügen selber täglich wie gedruckt. Unabhängig von der Parteizugehörigkeit, wenn es nützt. . Die Bürger haben kein Mitspracherecht, können ihr Missfallen nicht kundtun. Sie sollen den Eliten folgen oder die Klappe halten. Das reicht. Basta. So entwickeln sich Werte und Moralvorstellungen, die von bedeutenden Teilen der Bevölkerung nicht mitgetragen werden. In Extremfällen verweigert sich mehr als die Hälfte der Bevölkerung die Meinung der Elite zu teilen. Dieser gesellschaftliche Graben wird jedoch reglmässig nicht rechtzeitig , weil dies durch die politisch korrekte Meinungsäusserung verhindert wird.

Augenfällige Diskrepanzen entstehen. Die Meinungsforscher vermelden (10./11. Mai 2011) dass 51 Prozent der Befragten der Ansicht sind, Bin Laden hätte vor ein Gericht gehört. Die „ganz“ anonyme Online Abstimmung bei z. B. Welt Online weist dagegen am 11.05.2011 um 17.50 eine Zustimmung zur Tötung von Bin Laden von 70 Prozent aus. Zu dem Zeitpunkt 8161 abgegebene  Stimmen.

Posting 20.05.2011 00.16
Aktualisiert 20.05.2011 13.40




20.05.2011, 13:43 von Relax-Senf | 12012 Aufrufe

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