Sonntag, 05. Mai 2024, 19:19
 

Für die Print-Medien ist die Auswirkung diabolisch.

Die besten Ertragspfeiler, Stellen- und Finanz-Anzeigen, schwächeln und erodieren immer mehr!



@ Coach hat sich zum folgenden Artikel geäussert. Stellen werden verstärkt über das Internet besetzt

Die obige Meldung überrascht mich nicht, entspricht es doch dem langjährigen Trend. Die Print-Stellenanzeigen sind zu teuer. Über Jahrzehnte waren Stellenanzeigen eine Goldgrube für die Verlage, insbesondere für Tamedia. Die Tamedia Produkte Stellen-Anzeiger und ALPHA, waren so etwas wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Dies ist insofern relevant, weil die Tamedia zwecks Auflagensteigerung unendlich repetierend über die Banker Boni herzieht. Das darf die Tamedia natürlich, aber Folgendes gilt es zu bedenken.

Heute sind es Banker, morgen sind es die Apotheker. Ah ja, die Lehrer waren auch schon an der Reihe. Die in den Medien ausgebreitete Sicht, dass die Lehrer im Paradies leben, hat dann in der Folge zur gesellschaftlichen Sicht geführt, dass Lehrer faul, behäbig und verwöhnt sind. Grosses Einkommen für wenig Arbeit.

Heute habe ich gelesen, dass im Aargau verzweifelt Lehrer gesucht werden und wegen dem Misserfolg die Suche aufs benachbarte Ausland ausgedehnt wurde. Jetzt wäre es an der Zeit, dass in den Medien zu lesen ist, dass man als Lehrer eine Stütze der Gesellschaft sein kann und diese Herkulesarbeit grosszügig entlöhnt wird, während über die Anzahl Präsenzstunden gerne flexibel verhandelt wird.

Medien und Pressefreiheit sind einerseits unverzichtbare Güter für Freiheit und Demokratie. Pressefreiheit bedeutet aber auch, dass aus rein kommerziellen Gründen, d. h. Marktmacht und Gewinne erhöhen bzw. zu verteidigen, alle Mittel recht sind, um der Gesellschaft eine tägliche News Portion zu liefern, welche den Entrüstungsnerv trifft, die latenten Neidgefühle lebendig hält sowie Schimpf- und Entrüstungsausbrüche zulässt. Alle drei Merkmale dienen in der Gesellschaft zur Kompensation und Verarbeitung von täglichem Frust und Stress bei der Arbeit und im Privatleben.

So gehört es denn auch zum schwer verständlichen sozialen Selbstverständnis, dass Öffentlichkeit und Leserschaft sich entsetzt zeigen, wenn Medien bei Text und Bildern gar keine Grenzen respektieren! Gleichzeitig werden jene Ausgaben besser verkauft, die den Stoff bieten, mit dem Dritte verhöhnt, blossgestellt, vorverurteilt oder einfach zum Deppen gemacht werden. Pfui, dass die Zeitung dies macht, aber zum Mitdiskutieren muss man natürlich das „geächtete“ Printprodukt kaufen.

Gegenüber dem täglichen Seiltanz der Redaktion, welche News und Informationen publiziert werden sollen- und in welcher Aufmachung  -   ist das Geschäft mit den Stellenanzeigen ein unbeschreiblich herrliches Geschäftsmodell. Seriös, ohne Angriffsfläche und von den Nutzerparteien als Dienstleistung geschätzt. Stellensuchende oder die „nur“ Informationshungrigen, schätzen die Aufbereitung und kompakte Quellensammlung, als geeignetes Suchmittel.

Der Anzeigentarif ist unverrückbar festgeschrieben, zumindest für Arbeitgeber die offene Stellen ausschreiben. Der selbständig Erwerbende, KMUs, Pfarreien, Spitäler etc., alle zahlen den publizierten Einheitstarif.  Je trockener der Arbeitsmarkt war, umso süsser  hat die Kasse bei den Verlagen geklingelt.

Noch nie wurden die Anzeigentarife in den Medien thematisiert. Wäre ja auch echt blöd, wenn sich NZZ und Tamedia Journalisten gegenseitig in der Öffentlichkeit vorrechnen würden, welche fetten Margen der Andere bei Stellenanzeigen einbaut. Als Beispiel nehme ich die Tamedia, weil auch ohne Einsicht in Kostenkalkulation und PL Zahlen die Behauptung ins Schwarze trifft, dass die Stellenanzeigendominanz einer Lizenz zum Gelddrucken entsprochen hat. Die Ertragsfontäne durch Stellenanzeigen hat die Expansion der Tamedia ermöglicht, die Zeitungskosten quersubventioniert und den Gewinn für die Eigentümer / Aktionäre trotzdem ansteigen lassen.

Dies ist für meine Einstellung zu Wirtschaft und Markt in Ordnung. Dagegen wäre es mal interessant zu lesen, was der Tagi/Magi Star Daniel Binswanger, unermüdlicher Kämpfer für die Reduktion der Bankbranche zur Bedeutung einer Almhütte mit Käsereibetrieb, dazu zu schreiben hätte ! ? Fakt für Relax-Senf ist, dass eine stille Übereinkunft der Verlage bei der überrissenen Verrechnung von Anzeigenkosten für das Vermarkten von Arbeitsplätzen, gegenüber Arbeitsgebern und Gesellschaft nicht weniger moralisch fragwürdig ist, wie zu fette Kommissionen bei der Vermarktung von Anlageprodukten.

Beide Ertragsquellen stehen unter Druck, für die jeweilige Branche. Eine geradezu diabolische Auswirkung trifft die Verlage und ihre Printprodukte, denn sie verlieren doppelt. Die besten Ertragspfeiler, Stellen- und Finanz-Anzeigen, schwächeln und erodieren immer mehr.

Ja, die fetten Geschäfte der Banken und weiteren Finanzdienstleistern, haben für eine Flut an regulatorischen Anzeigen und Produktwerbung gesorgt. Die Medien waren immer die Zweitgewinner von allen Akquisitions- und Verkaufskampagnen, die von der Finanz- und Anlage-Branche lanciert und bezahlt worden sind. Dies hat schon geändert und der Prozess geht weiter.

Auch Arbeitsplätze werden in der Finanzindustrie verloren gehen. Routinejobs verschwinden nach Somalia und Turkmenistan. Dort werden menschliche Roboter rund um die Uhr regulatorische Nonvaleur Prozesse abwickeln. Ausserdem werden Höchst-, Mehrfach-Verdiener sowie die Bonus-Könige abwandern, nach Singapore, Hongkong, New York etc.

Medien und Leserschaft haben dann ein gemeinsames Ziel erreicht. Der Finanzplatz wurde erfolgreich redimensioniert. Das Volk wird’s freuen, bis man verspätet merken wird, dass man sich den Euter abgeschnitten hat. Verlage und Journalisten merken es viel schneller, die spüren schon heute dass der Verteilungstopf ständig zuwenig Masse aufzeigt und bedrohlich ist, dass die alten Quellen am Versiegen sind.

Irgendwann in der Zukunft wird man sich mit Wehmut daran erinnern, wie gut es sich gelebt hat, als die Banken und ihre Mitarbeitenden ohne Murren die guten Steuern abgeliefert haben, die wegen der guten Erträge und Saläre abzuliefern waren.


29.04.2010, 17:58 von Relax-Senf | 4580 Aufrufe

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