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I won't put my hands up and surrender!

Posted by Zappadong on Tuesday, June 15, 2010 

Auf dem Zappadong Blog ist der obige Artikel zu finden. Relax-Senf wurde von Frau Zappadong zur Replik eingeladen. Die Antwort wurde jedoch so umfangreich, dass die ganzen Ausführungen an dieser Stelle veröffentlich werden.


Liebe Frau Zappadong

Lassen Sie mich mit einem Zitat anfangen, das mir einige Ausführungen abnehmen soll:

Jimi Hendrix: „Die Menschen sehen nur das, was sie noch alles haben und bekommen könnten, schätzen aber nicht was sie haben, bis sie es verlieren.“


Nebst meiner öffentlich vertretenen Meinung, habe ich noch eine private Meinung und da gibt es durchaus Aspekte, die beim Feinabgleich nicht völlig konträr zu Ihrer Sicht steht. So verfolge ich mit Schaudern, wie der Graben zwischen Arm und Reich grösser wird, weshalb soziale Spannungen - und mehr – sich entwickeln können. Verglichen mit Deutschland, immerhin eine der weltweit führenden Volkswirtschaften, geht es den schwächeren Einkommensgruppen in der Schweiz viel besser. Trotzdem wird in der Schweiz auf einem sehr hohen Niveau gemeckert, d.h. weitere Ansprüche gestellt. Und wenn man schon nicht mehr bekommen kann, dann soll es zumindest den Spitzenverdienern an den Kragen gehen. An dieser Stelle verweise ich jetzt auf die Sicht von Jimi Hendrix: .. schätzen aber nicht was sie haben, bis sie es verlieren.“   

Der Volkswohlstand in der Schweiz ist auch eine Folge der vielen Arbeitsplätzen mit sehr guter Bezahlung. Diese Spitzenverdienste, sind völlig grundlos ein rotes Tuch für viele Bürger, denn die hohe Lebensqualität ist diesen Weltklasseleuten zuzuschreiben. Nein, ich meine nicht gleich die Banker. Nehmen wir Google Schweiz als neutrales Beispiel. Diese Top Cracks werden weltweit rekrutiert und kommen für einen Arbeitsplatz in die Schweiz. Dies auch wieder deshalb gerne, weil die Lebensqualität hoch ist. Anders gesagt, die hohen Löhne produzieren Lebensqualität und gegengleich zieht dies „wanted and hunted“ Top Shots  an. Kürzlich musste der Bundesrat für Google eine Rekrutierungsrestriktion für Nicht-EU-Länder aufheben, weil ein ernsthaftes Problem, mit grossem Eskalationspotenzial, drohte.

Dieses Beispiel gilt auch für die Pharmaindustrie in der Schweiz sowie für die ungeliebten Banker. Die Bürger fluchen und sind frustriert über die in den Medien gelisteten  Durchschnittslöhne im Allgemeinen und über die der Banker im Speziellen. Dabei wird mit billigen Methoden Schlagzeilenjournalismus betrieben, ohne wichtige Fakten zu erwähnen. Ohne Gewissensbisse machen dies die Verlage für ein paar Franken mehr Gewinn und lassen das Anheizen von sozialem Neid zu. Tatsache ist, dass die einfachen und lohngünstigen Tätigkeiten in der Bankindustrie seit bereits 20 Jahren wegrationalisiert, d.h. wegautomatisiert worden sind. Andere manuelle Jobs, also mit teuerer Handarbeit, werden seit einigen Jahren in Länder mit günstigeren Lohnkosten ausgelagert.

In den Banken in der Schweiz hat es daher inzwischen extrem wenige Arbeitsplätze, wo die Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht und ein glanzloses KV für eine Anstellung reichen. Die Nachfrage nach einer Ausbildung bei einer Bank ist ungebrochen gross und die Banken können unter den besten Schulabgängern wählen, Diese Einstiegsmöglichkeit besteht also, aber wer nach der Ausbildung nicht weitere anspruchsvolle Weiterbildung absolviert, wird für Hamsterrad-Routineaufgaben eingesetzt. Es sind diese Fakten, warum die Kombination aus Top-Ausbildung und raren Fähigkeiten einerseits und einer hohen Wertschöpfung pro Kopf, zu einer Lohnkurve führt, die man einfach nicht mit der Masse der anderen Betriebe in der Schweiz vergleichen kann.

Was zur Relax-Senf Kritik führt ist nicht berechtigte System- und Gesellschaftsschelte – und die gibt es - sondern die pauschalen Rundumschläge, die unterhaltsam zum Lesen sind, aber keine Sachkenntnis und keine Zielführenden Lösungsansätze erkennen lassen. So gesehen ist auch Ihre Behauptung

            „obwohl die Grossbanken-Krise uns Zehntausende Arbeitsplätze und
           unzählige Steuermilliarden gekostet hat“

eine Aussage ohne Substanz, geeignet um als Parteikandidatin bei einer Wahlveranstaltung im „Bären aufbinden“ in Zappadonghausen um Stimmen zu werben. Zuerst der Hinweis auf die Fakten. Obige Einschätzung kann man gelten lassen, wenn die weltweite Auswirkung betrachtet wird. Reduziert auf die Schweiz geht es um einige lausige Milliarden Unterstützung, wobei zum aktuellen Zeitpunkt Bund und Steuerzahler einen Gewinn aus der Hilfe abgeholt haben. Bei den Weggesperrten Milliarden geht es im Moment „nur“ um Buchgeld, also es ist noch alles offen und die UBS wollte schon zurückkaufen, weil sich ein Gewinn abzeichnet. Die Schweiz. Nationalbank hat den Rückkaufwunsch der UBS abgelehnt.

Ja, es gibt tatsächlich verschwundene Arbeitsplätze. Aber diese Arbeitsplätze sind ja auch als Folge der Übertreibungen entstanden. Arbeitnehmer und Konsumenten hatten viel Geld zur Verfügung, durch gute Löhne und durch Boni und dies ist einfach eine Folge von Übertreibungen an der Börse und der damit einhergehenden Konjunktur. Wenn die Konjunktur einbricht, verschwinden immer Arbeitsplätze. Die letzte Konjunkturphase war überdurchschnittlich lang, als Folge der unendlichen Wertsteigerungen an den Börsen und weil es für das viele Geld auf den Konten der Bürger ungenügend Anlagemöglichkeiten gab, im Sinne von überdurchschnittlichen Renditen. Die überdurchschnittlichen Löhne der Banker haben die Steuersäckel gefüllt und die Ladenkassen klingeln lassen. Komisch, dass die Leute dies schon vergessen haben. Genommen haben damals alle, beklagt hat sich niemand.

Es gibt sicher Handlungsbedarf in der Banken- und Finanzindustrie. Aber wie soll man die verbreitete Dummheit und die ganz normale Gier der Anleger und Bankkunden regulieren? Hierzu noch eine wichtige Differenzierung. Die Mehrheit der Leute die über Börsenverluste heulen, haben ja bei genauem Hinsehen gar keinen Verlust erlitten!!! Wer z. B. nach dem letzten Crash 2001/2002 im 2003 wieder Geld in Wertschriften angelegt hat, hat trotz grossen Verlusten im 2008 immer noch viel mehr Geld auf seinem Konto, verglichen mit seinen Ersparnissen zum Zeitpunkt der Anlage im 2003/2004. Anders ausgedrückt, es ist einfach der Gewinn abgeschmolzen. Ein Buchgewinn beinhaltet ja nur die hypothetische Möglichkeit einen Gewinn zu erzielen sofern er rechtzeitig realisiert wird. Steuern dagegen, werden bereits auf den Buchgewinn erhoben und auch nicht zurückbezahlt, wenn sich der Buchgewinn in einen Buchverlust wandelt.

Würde Fluchen und Maulen, also der Anspruch „mit unseren Steuergeldern hat man die UBS gerettet“ nur jenen zustehen, welche überhaupt Steuern bezahlen müssen und in der zweiten Selektionsstufe davon abhängig machen, dass die Steuer p. a. höher als Fr. 5'000.- sein müsste, dann würde der öffentliche Aufschrei verstummen. Zur Kasse kommen dann die Leute, die auch am Meisten von Börsengewinnen – und dazu braucht es ja auch ein gutes Einkommen – profitiert haben. Das ist auch fair und richtig, schränkt aber den Kreis der autorisierten Klagelieder Sänger sehr stark ein.
   
Blicke ich nach Bundesbern, erfasst mich das Grauen, wenn ich sehe wie die Volksinteressen mit Füssen getreten werden. SVP und SP taktieren so was von dämlich und egoistisch, dass es einem beim Blick auf mögliche Konsequenzen für die Volkswirtschaft Schweiz kotzelend werden kann. Es geht ihnen dabei nur um populistische Stimmungsmache, um Wählerstimmen abzuholen, ohne Rücksicht auf den konkreten Schaden, der beim Zündeln entstehen kann. Der Schweiz geht es im internationalen Vergleich sehr gut und das ist bei aller möglicher Individualkritik ein Verdienst von Konkordanz und dem viel geschmähten Bundesrat.

Was der Wüstendiktator, mit der Ölwaffe in der Hinterhand, mit der Schweiz gemacht hat – öffentlich, beleidigend und drohend – ist sicher eine spezielle Situation und nicht geeignet um bei Streitigkeiten davon die Verliererposition der Schweiz gegenüber USA und EU herzuleiten. Fakt ist aber, Direkte Demokratie Hin oder Her, die Schweiz kann sich einen Wirtschafts- und Handelskrieg mit den Power-Blockmächten gar nicht leisten. Da kann man am Stammtisch noch so rhetorisch starke Worte benutzen und Armbrust und Hellebarde vom Estrich holen und auf Vordermann bringen wollen!!

"Harald Jenk said...

@Relax-Senf: Das Problem ist, dass die Boni nur zum kleinsten Teil in der Schweiz versteuert werden, sondern vor allem in den USA. Die Schweiz trägt aber das Risiko. „


Da hat Harald Jenk recht. Deshalb ist es ein Witz, wenn der CH Stimmbürger meint er müsse über Boni ausserhalb der Schweiz abstimmen. Für das Risiko sollen Abgaben/Steuern erhoben werden. Dies ist richtig und nötig, wie z.B. auch die Auflage die Eigenmittel erhöhen zu müssen und dies spürbar ausgerichtet auf das individuelle Risikoprofil der Banken, bzw. Bankengruppen. Doch diese Steuern oder Gebühren oder Prämien, müssen in einen Versicherungs-/Rücklagen-Fonds gehen und NICHT zur Verfügung stehen, dass die SP das Geld bereits vor Eingang für neue Wahlversprechen und Umverteilungszusagen verpulvern kann.

Es sind übrigens die Boni die in New Yokr und London ausbezahlt werden, die den Durchschnittslohn für jeden UBS-Angestellten in der Schweiz in jene neidvollen Höhen katapultiert, welche die CH Bürger ächtzen und stöhnen lässt, wenn es immer wieder fett und agressiv in den Medien steht.
 
Wenn es die demokratische Mehrheit beschliesst, dann ist es natürlich Okay wenn es eine Boni-Steuer gibt. Aber Politiker, Medien und Blogger tun ja alle so, wie wenn gegenwärtig die Boni ohne Steuer in den Taschen der Empfänger landen würden. Dabei greift ja selbstverständlich der Grenzsteuersatz, d.h. die Steuerforderung steigt mit der Grösse des erzielten Einkommens rapide an. Auch die  soziale Umverteilung wird damit finanziert.  

Die Begrenzung von Boni Zahlungen mutet mich nach kommunistischem Gedankengut an. Jedes Trinkgeld ist ein Bonus und wird heute kaum oder zu einem kleinsten Teil versteuert. Ist auch nicht zu erfassen. Aber für den Grundsatz, vor dem Gesetz sind alle gleich, müsste man das Hinterziehen mit den gleichen konkreten Strafen verbinden, wie sie für grosse Steuerbetrüger gelten. Die Beträge sind verschieden, aber die Relation Boni/Trinkgeld und Fixeinkommen könnte ähnlich sein. Wichtig ist auch, dass die kleinen Summen von sehr vielen Steuerbürgern auch zu einem relevanten Betrag für den Staatssäckel führen.

Im Volk gibt es ja die populäre Stimmung, dass Manager für ihre Fehlentscheide vor ein Strafgericht gehören. Warum nicht! Aber dann bitte auch alle Ärzte, Handwerker, alle Büroangestellten und das ganze Verkaufspersonal. Ganz normale Angestellte machen ja auch täglich jede Menge Seich, welcher die Arbeitgeber viel, sehr viel Geld kostet. Soweit es unentdeckt bleibt, was ja häufig der Fall ist, trägt diesen Schaden der Käufer und Konsument.

Womit ich zur Frage einer UBS PUK komme. Völlig überflüssig, kostet nur viel Geld, behindert die UBS an ihrem Fortkommen zurück in die Realität des Geschäftsalltags. Was soll dieses Geschrei nach einer UBS PUK. Die Fakten sind doch längstens bekannt und transparent vom Ablauf her, für diejenigen welche die Materie verstehen. Die UBS-Manager haben einen Jahrhundertmist gebaut. Unbestritten. Doch es sind keine kriminellen Handlungen passiert sondern falsche Managemententscheide getroffen worden und das entstehende Risiko wurde nicht erkannt. Das ist aber nicht strafbar. SVP und SP kochen da ein Süppchen, wo es nur um den Aufbau und die Benützung einer Bühne geht, die sich für Eigenprofilierung eignet und mit unbezahlbarer Medienvermarktung verbunden ist.
Das Ziel ist die Gewinnung von Wählern durch populistische Befriedigung von Action Erwartungen im Wahlvolk.

Heute wurde ja durch Stimmfreigabe bei der SVP der Staatsvertrag betreffend USA/UBS abgesegnet und die Drohung mit dem fakultativen Referendum ist vom Tisch. Im letzten Moment wurde „die Kuh vom Eis geholt.“ Im Verhältnis zu den USA haben Wirtschaftsschäden gedroht, dagegen ist der Rettungsbeitrag für die UBS als Peanuts anzusehen. Ein Betrag aus der Portokasse. Die SP hat die Situation schamlos und für mich moralisch störend ausgenutzt, indem sie dem Stimmbürger das Bild vermittelte, als einzige Partei Rückrat gezeigt zu haben. Dabei hätte auch die SP nicht zuschauen können, dass sich die Schweiz einen Kollateralschaden im Verhältnis zu den USA eingehandelt hätte, durch die nicht in Kraftsetzung eines auf höchster Regierungsebene ausgehandelten Vertrages.

Die Schweizer und ihre Hassliebe zu ihren Banken, wird weiterhin viel zum Schreiben und Reden geben. Doch leider haben zu viele Bürger keine Ahnung, dass die Rohstoffarme Schweiz von Brain-Skills-Jobs abhängt, welche dort besser gedeihen, wo sich hohe Leistungsanreize und ein gutes Steuerklima paaren, woraus die Frucht der überdurchschnittlichen Lebensqualität entsteht. Man muss nicht die wertvollen Strukturen in der Schweiz mit der Abrissbirne zum Einstürzen bringen, der Umfang der Hochbezahlten Arbeitsplätze wird auch so abnehmen. Langsam aber unaufhaltsam. Europa und in diesem Fall inklusiv der Schweiz, werden immer mehr unter Druck von Asien kommen und das Bankgeschäft ist dabei nicht ausgenommen. Die Rechtsdomizile bleiben in der Schweiz, die Arbeitplätze nicht.

Deshalb zum Abschluss nochmals das treffende Zitat:
 
Jimi Hendrix: „Die Menschen sehen nur das, was sie noch alles haben und bekommen könnten, schätzen aber nicht was sie haben, bis sie es verlieren.“


18.06.2010, 02:17 von Relax-Senf | 1359 Aufrufe

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