Notenstein Gespräch mit Professor Dr. Gerd Gigerenzer - Oktober 2013
Kopf oder Bauch?
Anders als im Kasino können in der Realität nicht alle Risiken berechnet werden – so die Feststellung von Gerd Gigerenzer, einem der bekanntesten Psychologen im deutschsprachigen Raum. Für den vernünftigen Umgang mit Ungewissheiten und Risiken sollte man sich deshalb bewusst auf die eigene Intuition verlassen und das analytische Denken trainieren.
Laut unserem Gesprächspartner basiert Intuition auf persönlicher Erfahrung, oft wissen wir mehr als wir sagen können. Bauchentscheide sind den heute vielfach genutzten komplexen Modellen vor allem dann überlegen, wenn Instabilität und Unvorhersagbarkeit hoch sind. Anstatt ängstlich nach Gewissheiten zu suchen und Computer zu datenverschlingenden Kristallkugeln zu machen, sollte unsere Gesellschaft demnach der Intuition wieder mehr Raum geben. Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil die Komplexität seit den 80er Jahren enorm zugenommen hat, auch an den Finanzmärkten. Kurz: Einfache, intuitive Regeln sind komplexen mathematischen Modellen überlegen.
Für Anleger bedeutet dies, eine vorsichtige Balance zwischen Kopf- und Bauchentscheiden zu finden. So gilt es zunächst, die eigene Vermögenssituation mit kühlem Kopf zu analysieren und sich gleichzeitig an einfache Regeln zu halten. Eine klar strukturierte Anlagemethode definiert dabei Leitplanken, wirkt disziplinierend und schützt vor gefährlicher Beliebigkeit. Bauchentscheide kommen dann vor allem bei der Bildung von Erwartungen zu den Finanzmärkten zum Zuge, im Idealfall unterstützt durch das Denken in Szenarien.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.
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