Notenstein Gespräch Juni 2015 «Gefangen im Euro?»
«Der Euro wurde zum Gefängnis, in dem sich die Gefangenen streiten» – so beschreibt der prominente deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn die Lage Europas. Gefangen sind die südlichen Peripherieländer, weil sie ihre Währungen nicht abwerten können, die wirtschaftlich starken Länder, weil sie deren Schulden finanzieren müssen sowie auch die Schweiz, die in ihrer Geldpolitik nicht mehr frei ist.
Im aktuellen Notenstein Gespräch diskutieren wir negative, aber auch positive Szenarien für die weitere Entwicklung der Eurozone sowie deren Konsequenzen für die Schweiz. Gemäss unserem Gesprächspartner können wir uns auf eine Transferunion einstellen, mit ausgeprägten Zahlungsströmen von Nord nach Süd. Ein solches Konstrukt kann sehr lange Bestand haben und ist trotz aller Unzulänglichkeiten kein Schreckensszenario. Allerdings besteht immer die Gefahr, dass die Transferunion zu einer Schuldenunion wird, die mit einem Knall eskalieren würde – mit unangenehmen Folgen für Anleger. Der Euro wäre dann nur noch eine Randnotiz der Geschichte.
Sollte die Eurozone tatsächlich an internationaler Wettbewerbsfähigkeit einbüssen und auf eine weiche Währung setzen, so wäre es für Anleger von besonderer Bedeutung, an der Entwicklung ausserhalb Europas zu partizipieren. Dazu müssen sie aber nicht in die Ferne schweifen – grosse europäische und auch schweizerische Unternehmen erwirtschaften bereits heute fast die Hälfte ihrer Umsätze ausserhalb Europas.
Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Werner Sinn: Gefangen im Euro - Volltext-Quelle ...