
Auf diese Frage versucht der bekannte Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen in diesem Interview Antworten zu finden. Unter anderem sagt er, dass zum Glück die Sehnsucht gehöre. Dieser Satz wird auch gleich zum Titel; im ganzen Wortlaut heisst es: Es gibt Formen der Idylle, die, wenn man sie erlebt, etwas Beklemmendes haben, weil man sich nicht mehr wegsehnen kann. Man merkt dann, dass zum Glück das Ingrediens der Sehnsucht hinzugehört. (…)Ich habe das in Polynesien erlebt (…) Sie sagen sich: Schöner kann es nicht mehr sein – und empfinden gleichzeitig etwas Klaustrophobisches und sehnen sich plötzlich nach den Schlachthöfen von Chicago. Es ist nicht etwa so, dass ich das nicht nachvollziehen kann – ganz im Gegenteil: Ich weiss genau, was Willemsen damit sagen will, weil ich es schon selbst erlebte: Die perfekte Landschaft erzeugt Langeweile, und zwar schneller, als es einem lieb sein kann – übrigens genauso, wie das makellose, ebenmässige Gesicht. Ist die Bewunderung einmal verflogen ist, wünscht man sich Ecken und Kanten, etwas, woran der Blick hängen bleibt; aber da ist nichts - nur haltlose Glätte. Wahres Glück hat aber rein gar nichts mit Perfektion oder Schönheit zu tun. Glück ist überhaupt nichts Aeusserliches, sondern etwas zutiefst Innerliches. Um es zu finden, muss man nicht um die Welt reisen, sondern erkennen, dass man die ganze Welt in sich trägt, weil sie weitestgehend eine Projektion unserer Wünsche, Gedanken und Hoffnungen ist. Wir sind nicht glücklich/unglücklich, weil die Welt schön/hässlich ist, sondern die Welt ist schön/hässlich, weil wir glücklich/unglücklich sind. Die spannendste Reise ist für mich deshalb die in die Stille, die Gedanken, die Meditation, wo sich diese Zuammenhänge offenbaren, und ich etwas über mich selber lerne.
Vihara/Kampong Tralach/Kambodscha 2009 Mein Reisen in ferne Länder hat deshalb auch immer direkt etwas mit dem eigenen Kennenlernen zu tun: Wie verhalte ich mich in ungewohnten Situationen, bei Verständigungsschwierigkeiten?
Ja, wir haben's gegessen! Chuulut Sum/Mongolei 2006
Eigentlich möchte ich Mehl... Mongolei 2006
Wie lebt es sich in einer schilfgedeckten Hütte, einer Jurte oder einem Zelt? Wieviel Zivilisation brauche ich?
Kein Strom und Wasser direkt aus dem Fluss Urwaldlodge/Peru 1990
Zelten unter Aufsicht der Nomaden Chuulut Sum/Mongolei 2006
Was geschieht mit mir, wenn ich mitten im Nirgendwo bin, wo mir weder meine Kreditkarte etwas nützt, noch mein Handy Verbindung hat?
Wüste Gobi/Mongolei 2006
Bigersenke/Mongolei 2006
Wie fühle ich mich als Ausländerin, als Fremde? Wo mein Name nur eine zufällige Aneinanderreihung von Buchstaben ist?
Saigon/Vietnam 2009
Halte ich die lebensfeindliche Weite der Wüste und die feuchte Undurchdringlichkeit des Regenwaldes aus, oder will ich nur noch weg? Wovon?
Der Versuch einer Standortbestimmung Kieswüste Gobi/Mongolei 2006
Der Weg ist der Fluss Amazonasgebiet/Peru 1990
Was darf ich von den Einheimischen lernen? Was sind sie bereit, mit mir zu teilen? Was kann ich dazu beitragen, dass echter Austausch, Begegnung auf gleicher Augenhöhe stattfindet, ohne anbiedernd zu sein?
Saigon/Vietnam 2009
Angkor Wat/Kambodscha 2009
Uno-spielen mit den Nomaden in der JurteChuulut Sum/Mongolei 2006
Der Nomade weist uns den Weg Mongolei 2006
Wie gehe ich mit der Tatsache um, dass es in der Hand meines analphabetischen Guides liegt, ob ich überhaupt und heil ankomme?
Bei Regen und Hagel beginnt sich die Strasse zu verflüssigen Mongolei 2006
Den schlimmeren Teil der Strasse haben wir bereits hinter uns Mongolei 2006
Mongolei 2006
Verspüre ich Freiheit, wenn ich auf nichts aufpassen muss, weil ich schlicht nichts mithabe, was gestohlen werden könnte, oder vermisse ich all die angeblich nützlichen und teuren Dinge?
Mongolei 2006
Alle meine Reisen, haben mir nach und nach Antworten auf diese Fragen geschenkt und somit auch auf die Kernfrage „Wer oder was bin ich?“ Erst wenn ich mich im scheinbar Anderen erkenne, bin ich am Ende meiner Reise angekommen und beginne dort zu leben, wo ich früher nur wohnte: Dann bin ich mir Heimat – und das ist Glück.
31.01.2011, 01:16 von Karin |
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