
Es gibt Leute, die nur in Urlaub fahren, um nach Reismängeln zu suchen, die sich dann in bare Münze zurückverwandeln lassen. So was würde Frau Rott, die in der Beschwerdestelle bei TUI arbeitet, niemals sagen. Sie muss sich mit den Reklamierenden diplomatisch herumschlagen und zuweilen auch ekelige Beweisstücke, die ihr zugeschickt werden, professionell auswerten. Was da alles zusammenkommt, können Sie hier lesen und dann auch gleich noch Ihr Wissen darüber testen, was denn ein Reisemangel ist. Es gibt ganz verschiedene Gründe, weshalb es zu Reklamationen kommt. Beginnen kann's schon bei der Ausschreibung der Reise: Irreführende Beschreibungen in Reisekatalogen gehörten schlicht verboten. Wenn man da zB. lesen kann „Zimmer zum Meer hin“ und es dann akzeptieren muss, dass zwischen dem Meer und dem eigenen Hotel noch ein weiteres steht, das die Sicht versperrt, finde ich dies unlauter, obwohl juristisch korrekt. Da muss sich natürlich kein Reisebüro wundern, wenn zukünftig nach Fehlern gesucht wird, um den Reisepreis zu mindern. Tipp: Im Internet nach aktuellen Bildern des Hotels suchen, Satelliten- und Strassenkartenkarten anschauen und sich so ein genaues Bild seiner Lage machen.
Es gibt sicher berechtigte Reklamationen, aber manchmal frage ich mich schon, wo der gesunde Menschenverstand bleibt. Ich kann nicht verstehen, wenn Leute in exotische Gefilde reisen und sich dann über allerlei Getier beschweren, mit dem sie ihr Hotelzimmer teilen müssen, erst recht den ebenerdigen Bungalow. Mit Geckos, Spinnen, Grillen, Käfern (auch Kakerlaken) oder anderem Krabbelzeug sollte man schon rechnen. Vieles davon trifft man ja auch in unseren Häusern an, wenn auch meist etwas kleiner. Im offenen Dachgebälk hängt vielleicht eine Fledermaus, deren Hinterlassenschaften auf dem Boden oder der Bettdecke landen, und ein Mäuschen oder gar eine Ratte können durchaus gesichtet werden, Frösche kommen gerne ins Badezimmer. Gecko: er hält Ihr Zimmer mückenfrei und gibt glucksend-lachende Geräusche von sich; in Afrika ist er ein Glücksbringer
Spinnen nie anfassen, um Bisse zu vermeiden; sie sind oftmals etwas grösser... ... ebenso die Grillen, aber die sind völlig harmlos
auch bei Fröschen gilt: nicht anfassen, die Haut könnte giftig sein
In mit Palmwedeln oder anderem Naturmaterial gedeckten Häuschen in Leichtbauweise, in Zelten und Jurten wohnt man ganz sicher nie alleine. Es kann nicht sein, dass man ständig hochgiftiges Insektenspray versprüht, noch Spiralen abbrennt, denn dadurch schädigt man auch sich selber und die Umwelt. Ein Moskitonetz schützt auch vor diesen Tieren und eine gewisse Toleranz sollte man schon mitbringen, denn Gefahr geht von ihnen keine aus, im Gegenteil, viele sind nützlich, weil sie sich von Insekten ernähren. Wer das gar nicht kann, wird auf einer solchen Reise bestimmt nicht glücklich, einklagbarer Reisemangel hin oder her.
Anstelle sich über nicht mehr taufrische Salate und andere Mängel auf dem kalten Buffet zu beschweren, wäre es bestimmt besser, die alte Regel „koch es, schäl es selber, oder vergiss es“ zu beherzigen, die rein gar nichts an ihrer Aktualität eingebüsst hat und zuverlässig Durchfallerkrankungen verhindert.
Wer verreist, muss sich auf fremde Gepflogenheiten einlassen können. Wir sind da Gäste, müssen uns anpassen und uns bewusst sein, dass niemand auf unsere Ratschläge gewartet hat. Richtiges Verhalten setzt ein gewisses Mass an Informationen über das Gastland voraus. Damit und dem Grundsatz, Ansprüche in Fragen umzuformulieren, können schon viele Klippen erfolgreich umschifft und spätere Reklamationen verhindert werden.
Das spleenigste, was ich schon erlebt habe, war der Urlauber in Varanasi, den wir abends im Hotel trafen. Er erzählte, er habe jetzt dem Ganges eine Wasserprobe entnommen, die er zu Hause analysieren lassen wolle. Das sei doch kein heiliges Wasser, wie angepriesen, das sei doch total verschmutzt. Ich habe ihm dann den Rat gegeben, doch auch gleich eine Hostie auf ihren Fleischgehalt hin testen zu lassen. Ich bin nun mal nicht Frau Rott.
21.09.2010, 23:14 von Karin |
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