
Norwegen: Bergen-Kirkenes-Bergen – die Winterreise mit Hurtigruten Teil 23
11.03.12 von Trondheim nach Alesund
Wir haben die Nacht gut überstanden, aber der Sturm war schon heftig. Auch heute ist das Wetter nicht besser, und weil wir so viel Gegenwind und Wellen haben, beschert uns das bis jetzt schon eine gute Stunde Verspätung. Als ich noch schlief, liefen wir nach 07:00 Trondheim an: Ich bin schon froh, dass wir das in strahlendem Sonnenschein gesehen haben. Auch hier sind viele Passagiere von Bord gegangen, leider auch das „Hammerfest“-Paar, das mit dem Zug nach Oslo und dann mit dem Schiff nach Norddeutschland fährt, wo die Beiden zu Hause sind.
Gegen zwölf bin ich mal kurz auf Deck, da hat die Trollfjord eben abgelegt mit Kurs auf Kirstiansund, wo wir in sechseinhalb Stunden eintreffen sollen, was bei diesem Wetter und dem erwarteten Sturm wohl kaum möglich sein wird.
Nun pflügen wir durch den 170 km langen und 25 km breiten Trondheimfjord. Von der schönen Landschaft ist leider nur wenig zu sehen.
Kurz vor der Mündung des Fjords liegt der seit 1894 stillgelegte Leuchtturm von Agdenes (Agdenes Fyr, wie ihn die Norweger nennen), der unter Denkmalschutz steht.
Das Schiff kurvt nun in die nach Süden führende Trondheimfahrrinne ein, die zum grössten Teil durch Schären und Inseln vom hier oft rauen Meer geschützt ist.
Wie sehr, merken wir, wenn wir diesen Windschutz verlassen, um über das offene Meer nach Kristiansund zu gelangen: Die Wellen werden sofort höher, die Gischt spritzt bis auf Deck vier, es weht einen fast weg.
Kristiansund, den letzten Ort im Sund, können wir wegen dem Sturm nicht anlaufen, da sich zuviele kleinere Schiffe in den Hafen geflüchtet haben und deshalb für diesen Riesenkahn kein Platz mehr ist. Nun sind wir also auf offener See mit Kurs auf Molde, was das Ganze nicht besser macht. Ueber die Lautsprecher vernehmen wir, dass wir uns wo ein Plätzchen zum Sitzen suchen und nicht mehr im Schiff umhergehen sollen, sondern rausgucken und das Panorama geniessen. Hat die freundliche Stimme wohl das Panorama-Deck gemeint? Da sitzen wir nämlich jetzt, aber vom Panorama sieht man nur wie der Wind den Regen an die Scheiben peitscht, der wasserfallähnlich hinunterläuft, dazu hebt und senkt sich das Schiff mehrere Meter und man hört das Heulen des Sturmes, als wäre man draussen. Zudem knirscht, ächzt und scheppert es von überall her.
Die Seekranken sind schon längst in ihren Kabinen und ich denke, im Speisesaal werden sich heute Abend nur Vereinzelte einfinden... Wenn man wissen will, wie man betrunken wirkt, ohne es zu sein, muss man jetzt versuchen, die Türe zu erreichen... Wir haben keine Angst, werden nicht seekrank, sitzen gut und warten einfach, bis es aufhört. Zwei Bilder krachen von den Wänden, die schweren Glasflügeltüren werden auf- und zugeschlagen, bis sie endlich jemand fixiert.
Kaum sind wir wieder näher an der Küste und biegen in den Julsund ein, legt sich der Sturm und wir können problemlos unser Nachtessen geniessen, Molde anlaufen und dann Alesund, wo wir in den frühen Morgenstunden eintreffen. Das bekommen wir aber nicht mehr mit, denn wir wollen zeitig in die Kabine, denn auf 03:00 ist bereits wieder Sturm angesagt, diesmal mit Windstärke 10. Es ist vielleicht ratsam, da etwas vorzuschlafen, zudem wollen wir mit Packen beginnen, denn um 10:00 müssen die Kabinen bereits geräumt sein.
08.05.2013, 16:36 von Karin |
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