
Mit einem Lotos durch den Kashmir 6/8 23. Juli 1999 Um 04:00 klingelt der Wecker. Aufstehen, Ware zusammenpacken, frühstücken. Um 05:00 wollen wir abfahren. Gut 200 km sind es noch bis Leh.
Im Speisesaal erwarten uns Toast – diesmal ohne Benzingeschmack - und ein guter Tee. Mehr kann ich so früh sowieso nicht essen und die ständigen Motzereien von unseren Mitreisenden zerren an meinen Nerven. Da beklagt sich doch tatsächlich jemand über einen Sprung im Badezimmerspiegel. Ich kann es nicht lassen, zu fragen, ob das nicht eine gute Uebung fürs Trekking sei, schliesslich gebe es da dann gar kein Badezimmer. Das bringt sie dazu, die Akklimatisierung zu loben, denn wir nächtigten heute auf 2'700 M.ü.M, was nahezu ideal sein soll. Wenigstens das.
Ich bin einfach nur dankbar, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte, es im Schlafsack schön warm war und dass es pünktlich los geht, raus aus der Gefahrenzone, denn der Ladakh ist nur noch 50 km entfernt.
Der Lotos ist schon sehr stark aufgeblüht, aber er wird durchhalten.
Schon nach einer knappen Stunde Fahrzeit nimmt die Militärpräsenz merklich ab, und dann sehen wir sie, die über die Strasse gespannten Gebetsfähnchen, die die ethnische Grenze markiert zwischen dem Kulterbereich des Islams und dem des Buddhismus. Wir haben es geschafft: wir sind im Ladakh!!
Merklich fällt von uns Allen die Spannung ab, Fotoapparate werden gezückt, denn hier gibt es keine Stellungen mehr; das Einzige, was uns an Militärischem von nun an begegnet, ist der Gegenverkehr.
Wir wollen unsere Kameras auch wieder startklar machen, aber ich finde den Zettel in meinem Rucksack nicht, auf dem ich aufgeschrieben habe, auf welche Nummer wir die Filme vorspulen müssen. Endlich taucht er auf – in meiner Hosentasche. Kurt handelt seine Kamera gewohnt professionell, während ich vor lauter Beeilung nicht einmal den Film richtig einlegen kann. Ich bin sehr dankbar, dass er mir das erledigt, sodass ich noch ein Makro von meinem Lotos machen kann.
Schon halten wir wie abgemacht beim Maitreya-Tempel. Der acht Meter hohe Buddha der Zukunft ist als Relief an einer Felswand zu sehen, vor dem winzigen Kloster daneben sitzt ein Mönch auf einem Holzstuhl.
Während die anderen die Bergwelt bestaunen und ablichten, gehen wir zu ihm. Er spricht nur Tibetisch - jedenfalls sagt Sanath, dass es das ist.
Ich strecke ihm den Lotos hin und deute in den Tempel; er scheint sehr erfreut zu sein, will die Blume aber nicht behändigen, sondern macht uns ein Zeichen, mit ihm in den Tempel zu kommen. Wir ziehen die Schuhe aus und folgen ihm. Ausser ein paar wenigen Butterlämpchen gibt es kein Licht, sodass ich fast nichts sehen kann. Er spricht ein Gebet, das wir nachsprechen sollen (gelingt nicht ganz) und zeigt mir, wo ich den Lotos hinstellen soll.
Mission erfüllt.
Wir trinken den angebotenen Tee aus der Thermoskanne, drehen die Gebetsmühle.
27.09.2011, 00:26 von Karin |
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