Ethos und Pensionskasse - scheinbar kein Brüderpaar
Die Aktionärsstiftung Ethos will durchsetzen, dass institutionelle Anleger Ihr Stimmrecht an den Generalversammlungen der Aktiengesellschaften, an denen sich diese mit Aktienkäufen beteiligt haben, auch ausüben.
Hintergrund ist auch hier noch immer die Diskussion um überzogene Bonuszahlungen ans Management und an Verwaltungsräte. Wie Ethos richtig erkannt hat, würde die gesetzliche Pflicht, dass Managersaläre bzw. -Boni an der Generalversammlung den Aktionären zur Genehmigung vorgelegt werden müssen, nicht genügen: Ganz offensichtlich sind auch institutionelle Anleger wie z.B. Pensionskassen oft nicht an Generalversammlungen präsent und stimmen, wenn überhaupt, per schriftlicher vorgängiger Erklärung pauschal "im Sinne des Verwaltungsrates".
Die heutigen ersten Stellungnahmen von Pensionskassen sind denn auch bezeichnend: Man ist entschieden gegen eine solche gesetzliche Klausel, "weil eine solche einen hohen administrativen Aufwand verursacht".
Die Pensionskassen legen das Geld von Durchschnittsbürgern an, die über die Diskrepanz der Lohnsummen selbst zunehmend befremdet sind, und sie tun das oft mit Dutzenden von Mio CHF pro Aktienpapier. Da soll der bürokratische Aufwand, durch eine leiblich anwesende Person tatsächlich an einer Generalversammlung über die Geschäfte und Lohnsysteme abzustimmen, übertrieben sein?
Deutlicher könnte nicht gezeigt werden, wie sehr diese institutionellen Anleger Teil des Systems sind und sich personell den Managern sehr viel näher fühlen als den Aktionärssparern.
In solchen unbedachten Statements kommt zum Ausdruck, wie sehr die Finanzwelt das Geld der Sparer will, aber gleichzeitig jedes Gespür für die tieferen Befindlichkeiten der Versicherten vermissen lässt. Die Signale, die mit solchen Äusserungen ausgesendet werden, sind entlarvend - und in ihrer offensichtlichen Botschaft alarmierend. Der Grossteil der Bevölkerung kann sich so mit immer mehr Recht als schuftendes Rädchen in einem System verstehen, mit dem andere das grosse Geld verdienen.
Vielleicht war das schon immer so. Aber noch nie haben so viele so grosse Player in diesem Spiel so offen so wenig Fingerspitzengefühl gezeigt. Hat die Gier bzw.das krude Selbstverständnis, einer Elite anzugehören, es verschluckt?
So was rächt sich früher oder später. Nur bezahlen dann alle anderen wieder mit. Und die Zeit, die eine Erholung bringen kann, wird immer länger dauern...
Das System der beruflichen Vorsorge, die mehrfache Absicherung fürs Alter ist eine an sich so soziale und dem Arbeits- und Sozialfrieden dienende Idee - geboren in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, basierend auf einer Wirtschaftsleistung der Gesellschaft, die sich dienstleistend, handwerklich wie produzierend als Ökonomie mit realer, dauerhafter Wertschöpfung und damit echt substanzmehrend verstand...
Wie konnte es dazu kommen, dass gerade Pensionskassen so sehr zu Supertankern wurden, dass dessen Kapitäne sich darum zu foutieren scheinen, wessen Fracht sie an Bord haben?
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Bildquelle: Havlena bei pixelio.de