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Fakruechte

Sommer 2011
Die Alten leben zu lange!

Die Hinterkopfpräsenz der Gesichter der neuen Abwesenden. Die steinernen und zum Teil gequälten Minen der Anwesenden. Die zukünftige unsichere Versorgungsqualität und die immer stärker werdende U-30 Fraktion ergaben einen Strauss an Gründen, warum in dieser Feierstunde im Bewusstsein aller Anwesenden der Umgang mit dem Tod eine völlig neue Zuordnung im Denkapparat erhielt. Das Thema rückte auf einen vorderen Präsenzplatz im Beachtungsspeicher.  

Die U-30 Fraktion steht für eine politische Sammelbewegung, welche sich dafür stark macht, den verfügbaren Kostenrahmen für die Ü-75, betreffend Medikamente, Vorsorgeuntersuchungen, Betreuung in der Praxis und bei Hausbesuchen sowie für Operationen im Krankenhaus, bei Euro 3'000.- - im Jahr einzufrieren, was im Schnitt lächerliche Euro Zweihundertfünfzig im Monat ergibt. 

Das Leben, die Zukunft, der Tod, waren seit kurzem zu den wichtigsten Themen im Kopf der Jahrgänger mutiert. Nachdenken, Hoffen, Wünschen und Planen mussten plötzlich einer neuen Qualität weichen. Eine Qualität die immer nur so gut sein konnte, wie die Vorhersicht von Ereignissen noch möglich und die Verlässlichkeit von Regeln noch gültig waren. Es wurde schon einige Zeit immer mehr, immer schneller und immer häufiger geändert.  

Eingreifend kontrollieren war sehr schwierig geworden. Die demokratischen Verhältnisse zu Gunsten der Alten waren nicht, wie seit Jahren in den Medien immer behauptet, einfach gegeben und festgeschrieben. Grundsätzlich lag dies daran, dass die Definition für die Alten überholt war. Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen haben 45-Jährige noch nicht mal die Lebensmitte erreicht. Für die heutigen Neugeborene sagen die Wissenschaftler eine Lebenserwartung von 100 Jahren voraus. Nicht im Einzelfall sondern im statistischen Mittel.  

Die Wählerstimmen der 65-Jährigen und älter reichen nicht aus um aus eigener Kraft ihre politischen Anliegen durchzuboxen. Ohne Schützenhilfe aus dem starken Segment der 45 bis 55-Jährigen geht nichts. Dort gibt es aber auch zwei Hauptströmungen. Die Einen betrachtete einen Schulterschluss mit den Jung-Senioren als die richtige Strategie um sich – provisorisch - eigene Vorteile für die Zukunft zu sichern. Sie plädieren deshalb laut und vernehmlich für einen fairen Umgang mit den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahrgängen. Wohlklingend und doch eine deutliche Einschränkung. Grenzenlose Zustimmung gibt es nicht mehr.  

Der andere eher pessimistisch denkende Bevölkerungsteil, der sich zurzeit öffentlich gar nicht  und privat zurückhaltend äußert, betrachtet es als reelle Möglichkeit, dass die Berechtigung zum Bezug einer Rente auf stolze 70 Jahre angehoben werden könnte. Das eigene Wohlergehen, während den nächsten zwei Jahrzehnten als wichtiger einzustufen, wie die fern entrückte Zeit des Rentenbeginns, ist legitim.  

Vielen aus dieser Gruppe kommt aber eine Verschärfung der Normen für Rentenbezug und eine Neudefinition der Anspruchsrechte auf staatliche Gesundheitsleistungen auch aus anderen Gründen durchaus nicht ungelegen. 

Neue Richtlinien würden, „wer Böses denkt ist ein Schelm“, ein schnelleres Absenken der Altersbestände, auf humane Art und Weise, nach sich ziehen. Das Grundproblem wird damit nicht einfach aus der Welt geschafft, erfährt aber eine Korrektur in die richtige Richtung. Als sekundäre Folgeerscheinung einer Steigerung der Ablebungsrate, würde den Erben das Vermögen der Alten rascher zur Schmierung der Wirtschaft zur Verfügung stehen.

Fakruechte


Posting vom Sommer 2009
Aktuallisiert 27.01.2011

27.01.2011, 13:40 von Fakruechte | 2432 Aufrufe

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