Fakruechte

Goldene Auspuffjahre Teil 3 - Tempi passati

Die Wiedervereinigung macht Wessi Rentner arm

Tempi passati! Zwar wurden in den Jahren nach der Wende Stadt und Region nochmals gut genährt von der Flut von Geschäften, welche die Auftragsbücher der Firmen, in und um Mercedes-City herum, füllten. Aber daraus entstanden keine nachhaltigen Impulse! Das kräftige Strohfeuer war so schnell weg wie es kam und auf den Reiz punktuell greller Beleuchtung folgte rasch dunkle Nacht.

Kommerziell gesehen ist die Wiedervereinigung im Rückblick eine Transaktion, wo weder der Kauf- oder Nutz-Wert noch eine nach oben begrenzte Kaufsumme definiert worden sind. Den Geldwert für immaterielle Werte festzulegen ist zwar immer ein außerordentlich schwieriges Unterfangen, vor allem bei Zulassung der Hoffnung, dass mit dem Kauf sehr viel Goodwill erworben wird, welcher geeignet ist um die beiden abstrakten Werte als ausgeglichene Buchung erfassen zu können.

Dieser kaufmännisch absolut mögliche Ansatz ist gründlich in die Hosen gegangen. Am Übernahmepreis wird immer noch abgestottert und der erhoffte Goodwill ist nicht richtig fassbar. Der Versuch den Goodwill der Ossis sichtbar zu machen und durch eine überzeugende Darstellung zu dokumentieren, ist so schwierig wie das Festnageln eines frischen Wackelpuddings an einer Ausstellungswand.

Die finanzielle Belastung durch die Wiedervereinigung und der Krieg der Worte mit Gefühlsmunition, wie z.B. überzogene Anspruchs-Haltung, West-Almosen, Solidaritätsverweigerer, Wohlstandsräuber, Renten-Kuckuck, Abzockerkultur etc., haben den sozialen Seelenfrieden der älteren Menschen in den alten Bundesländern nachhaltig in extreme Schwingungen versetzt. Mit stoischer Ruhe glaubten die Leute für sehr lange Zeit den Versprechen der jeweiligen Regierung, die, egal in welcher Parteien-Zusammensetzung, immer verkündet haben, dass die großzügigen Rentenpakete für die neuen Pensionäre im Osten nicht zulasten der sicher erworbenen Ansprüche der alten Selbstzahler im Westen gehen würden.

Gut zwanzig Jahre später müssen auch die letzten „gläubigen“ Renten-Optimisten die nackten Fakten zur Kenntnis nehmen und finden prompt nur noch wenig erholsamen Tiefschlaf. Die Finanzierung der Wiedervereinigung zulasten der gut gefüllten Rentenkasse in der alten Bundesrepublik hat das Sozialsystem aus den Angeln gehoben. Diese Möglichkeit war von den Politikern immer vehement bestritten worden.

So ist die Informationspolitik der Parteizentralen weiterhin konsequent und in der herausgefilterten Kernaussage letztlich übereinstimmend. Tenor: Es ist nicht zu befürchten, dass jemand schlechter bedient wird, als es die Möglichkeiten zulassen. Gemachte Versprechen werden gehalten, wurde unisono mitgeteilt. Die auf ein einheitliches Maß zu recht gestutzten Rentenansprüche, eint das Volk endlich im Empfinden: Zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben.

Von Fakruechte