Donnerstag, 18. April 2024, 17:35
 

Vorsicht und Toleranz
im Umgang mit Plastik-, Bar-, Tausch- und Spiel-Geld


Ups, ein dürftiger Artikel "Warum sich Urlauber nicht auf ihre EC-Karte verlassen können - und sollten!" für das Niveau des Handelsblatts! Die grassierende Seuche von Daten- und Identitätsklau an Geldautomaten - betrifft auch Tankstellen, Bahn-Tickets etc. - führt zu Abwehrmassnahmen bei den Banken. Überraschend am beschriebenen Bankkundenerlebnis ist, dass sich der Vorfall in Europa ereignete! Dagegen ist es schon Standard, dass die EC-Karte ausserhalb von Europa kein Bargeld mehr ausspukt. Der Magnetstreifen - eine Alttechnologie von der Startzeit der ATMs (Automated Teller Machines) ist der Grund dafür. Durch mannigfache Manipulation werden die Berechtigungsdaten für Bargeldbezug an Bezugs- und Bezahlautomaten (Skimming) in D und CH erfasst und zur Erstellung von gefälschten Kartenduplikaten missbraucht.

Als ich vor längerer Zeit die Bankenempfehlung las, man solle die Hand abdecken, mit welcher man den Berechtigungscode eingibt, habe ich dies noch übertrieben gefunden. Genau dies tue ich inzwischen längstens aus Überzeugung, wohl wissend dass es nur gegen eine versteckte Kamera schützt. Aber es ist eine Vorsichtsmassnahme, wenn auch eine sehr rudimentäre. Inzwischen sind Fälle bekannt, wo der Datenklau bereits beim Bezahlen an der Kasse von Grossverteilern vorgekommen ist. Da ist man dann machtlos.

Der einfach zu fälschende Magnetstreifen wird daher auf den Karten (EC, VISA, American Express, etc.) durch Chips ersetzt. Auch die sind nicht fälschungssicher, aber der Aufwand ist weitaus grösser und es erfordert Know-how sowie gewisse Investitionen um die Chipfälschung anzugehen. Das Fälschen von Magnetstreifen kann dagegen jeder Junior-IT-Freak vornehmen. Vermutlich gibt es im Internet eine Anleitung dafür. Jetzt ist der Austausch aller zirkulierenden Geldkarten eine Kostenfrage. Ein Grund, warum der Kartenaustausch nicht bereits flächendeckend abgeschlossen ist. Die ansteigende Schadenflut – weltweit geht es inzwischen um Milliarden – hat die Kosten-Nutzen-Rechnung inzwischen einfach gemacht. Doch Achtung, es besteht kein Grund für Banken-Bashing im Hinblick auf vermuteten Geiz. Ein konkreter und wichtiger Hinderungsgrund für eine raschere Entsorgung der Steinzeittechnologie Magnetstreifen sind die Lesegeräte ausserhalb (West-?) Europas, die keine Chips lesen können. Es war daher als Kundenfreundlich gedacht, die Magnetstreifen beizubehalten.

Die prophylaktische Massnahmen der Banken, den Magnetstreifen ausserhalb Europas "unlesbar" und damit NICHT EINSETZBAR zu machen, setzt jedoch die Kundenfreundlichkeit ausser Kraft und verkehrt sich ins Gegenteil. Geschieht dies still, ist es eine beschämende Vorgehensweise im Sinne eines geradezu dämlichen Kommunikationsdesasters. Natürlich darf eine Bank diese Massnahme ergreifen, wenn die Schadensfälle und Schadenssummen diesen Schritt aufdrängen, aber es gehört dann dazu, dass man dies den Kunden klar und unmissverständliche kommuniziert. Vor 2 Jahren hat mir ein Automat im Ausland kein Geld gegeben. Den Frust den ich da erlebt habe, den habe ich nach der Rückkehr weitergegeben. Meine Ansprechperson auf der Bank, hatte mit mir weder eine coole noch eine relaxte Unterhaltung. Zum Frust kein Automatengeld erhalten zu haben, kam die Angst, dass mein Konto durch andere Bezahlvorgänge in den Ferien, zu einem Missbrauchsziel geworden und leer geräumt worden war. Mensch Meier war ich sauer.    

Die begrenzte Einsetzbarkeit von Geld- / Kreditkarten schreit nach folgenden Konsequenzen:

a) Kunden sollten sofort neue Karten mit Chips bekommen, was das Schadensrisiko drastisch reduzieren würde. Schliesslich lebt Otto Normalo auch mehr Wochen im Jahr zuhause als an einem fernen Feriendomizil. Weitgehend aufgehoben kann damit auch der Nutzerfrust und jener administrative Leerlauf mit der eigenen Bank, welcher die Alarmmeldung einerseits und die  Beweisführung umfasst, dass man/frau keine Schuld für die Missbrauchssituation hat.

b) Bei Ferienreisen ausserhalb von Europa ist wieder - wieder, weil es früher absolut normal war -  eine sorgfältigere Bargeldbedarfs- und Zugriffsplanung vorzunehmen.  

Ausser nicht funktionierenden Magnetstreifen gibt es vielfältige andere Gründe, warum ein Bargeldzugriff nicht immer schnell und zuverlässig möglich sein kann. Es sei in Erinnerung gerufen, dass dies auch in CH und D nicht immer 100 Prozent reibungslos funktioniert. Sei es dass ein Einzelnes Lesegerät die "durchgezogene Karte" nicht akzeptiert oder das ganze Systemnetzwerk ausgefallen ist. In diesen Fällen erlebt man, wie sehr der Zeitdruck die Toleranz der Leute Wegschmelzen lässt. Vergleichbare eigene Erfahrungen sind bei den hinter einem in der Warteschlange stehenden verloren gegangen, im Speicher verschollen. Erst wenn ein Systemausfall erkannt wird, ist man mit dem Gesichtsausdruck wieder nett zu den Ersten in der Schlange, die man eben noch als nicht autorisierte Konsumenten ins Pfefferland gewünscht hat.

Mehrere Kredit- / Bezahl-Karten im Hosensack, helfen in solchen  Momenten eine stoische Ruhe zu bewahren. Hi, ihr elenden Gaffer, hallo du Geldeinziehmieze, ich kann nichts dafür, es muss an dem verstaubten, nicht gewarteten Gerät liegen, dass der Bezahlvorgang nicht ordentlich abläuft.

Zwei und mehr Kreditkarten können z. B. in den USA auch bei der Mietwagenwahl hilfreich sein. Ab gewissen Autokategorien kann es rasch passieren, dass man zwei blanko Kreditkarten Okays deponieren muss, um sein Wunschauto oder einfach weil es gar nichts Anderes mehr zu mieten gibt, in Empfang nehmen zu können.

Je mehr Geld man auf sich trägt und Plastikgeld gehört dazu, umso unwohler ist das sorglose Schlendern in fremder Umgebung. Das Zurücklassen im Hotelzimmer ist aber auch nicht einfach die Lösung die einem alle Sorgen nimmt. So kenne ich Leute, die waren schon 30 Minuten nach Zimmerbezug und dem ersten kühlen Drink an der Hotelbar, ohne Kauf- und Bezahl-Power. Alle nicht auf dem Leib getragenen pekuniären Mittel waren weg.

Aber das ist das Leben und bringt Dann und Wann die demütige Einsicht zurück, wie schön es zu Hause ist.

Wünsche eine schöne Sommerzeit, mit immer genügend Plastik- Bar- Tausch und Spiel-Geld.

Noch ein Hinweis:

Bei Ankunft im Hotel und bei Mietwagenbuchungen kann es vorkommen – nötig sein – dass man Kreditkarte plus Pass oder Führerausweis aushändigen muss. Wenn die Transaktion vor Ihren Augen abgewickelt wird, kann man entspannt zusehen. Wenn Angestellte mit Ausweis und Kreditkarte in andere Räume verschwinden, müssen alle Alarmlampen angehen. Ein zeitlich versetzt einsetzender Kartenmissbrauch ist dann leider fast schon vorprogrammiert.

07.07.2011, 16:14 von Relax-Senf | 2994 Aufrufe

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