Donnerstag, 28. März 2024, 22:12
 

Jugendarbeitslosigkeit und Doktorspiele,
für Verlierer gibt es immer Hiebe!

Die Lunte brennt, unaufhaltsam frisst sie sich weiter zur Bombe, der globalen Bombe, der Bombe die weit weg von Deutschland und der Schweiz zur Explosion kommen wird und deren unbekannte Explosivgewalt nur Narren als möglichen normalen Wandel abtun können.

Im fernen Nordafrika fing es in Tunesien an. Danach war Ägypten dran. Das Volk verjagte die selbst inthronisierten Präsidenten auf Lebenszeit. Erstaunlich wenige Menschenleben fielen der Revolution zum Opfer und daher war es nahe liegend den Gedanken anzustellen, warum haben die westlichen Industrienationen die Unterdrückung der Freiheit, die Knechtschaft der Menschen, so lange zugelassen?

Laut und entrüstet wurde über die Heuchelei der westlichen Regierungen diskutiert und flugs setzte ein Stakkato von Moralangriffen ein. Schnell wollten Kommentatoren und Blogger bei den Befürwortern von traumhaft sicheren Umwälzungsprozessen sein. Hinstehen und einfach nicht mehr weichen, das hat bereits zweimal funktioniert! Damit ist für Small Talker, Weltverbesserer und Moralprediger, die Strategie klar, die zum unausweichlichen Erfolg führen wird. Dem ist nicht so.

In Libyen haben vermutlich bereits mehr als 200 Menschen ihr Leben gelassen. Diese Zahlen ändern stündlich. In Tripolis und anderen libyschen Städten wird von bürgerkriegsähnlichen Zuständen berichtet. In Algerien, im Jemen, in Bahrain und in Marokko sind die Menschen auf die Strassen gegangen, wollten für mehr Demokratie und Mitbestimmung demonstrieren. Selbst im Iran, wo das Preisschild fürs Demonstrieren bekannt ist – Folter und Tod – sind die Menschen erneut auf die Strasse gegangen. Doch die selbstherrlichen Regierungseliten wissen, es geht ums Sterben oder Sterben lassen.

Unterstützung für die kürzlich noch euphorisch gelobten Jungrevolutionäre in der arabischen Welt war in den vergangenen Tagen in den deutschsprachigen Medien und in der Bloggerwelt nicht festzustellen, bzw. reduziert auf eine recht unauffällige Miterwähnung. (Ändert seit heute 21.02.2011 mit den Kämpfen in Libyen.)

Was mir zuvor aufgefallen ist und mich ordentlich irritiert hat: Alle Energie und alle Aufmerksamkeit wird von der weltbewegenden Frage absorbiert, ob der Deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, bei der Verfassung seiner Promotionsarbeit geschummelt hat? Eine elementare Frage, von der das Wohl Deutschlands abhängt! Denkbar sind in Kürze erste Berichte in den Boulevard-Medien, dass Deutsche Soldaten in Afghanistan wegen dieser Nachricht niedergeschlagen und schussunsicher geworden sind und deshalb zur leichten Beute der Taliban werden könnten. Ein Verteidigungsminister ohne echten Doktortitel, eine Schmach, die mit Wehrkraftzersetzung gleichzusetzen ist. Die Grünen und die Linken ringen in Berlin um ein gemeinsames Communique mit welchem gefordert würde, Karl-Theodor zu Guttenberg den Prozess wegen Hochverrats zu machen.

Politiker sind keine Schachspieler sonder höflich formuliert, Schwachspieler. Politiker können keine zwei Schachzüge Vorausdenken. Politiker kümmern sich nicht ums Volkswohl. Politiker verhalten sich in Parlament und in der Öffentlichkeit ständig, wie wenn sie Sandburgen im Sandkasten bauen würden, wo es ja dazu gehört die anderen Sandburgen zu zerstören, wenn sie schöner zu werden drohen, als die eigene Burg. KDG macht doch in Afghanistan einen guten Job, weshalb er der richtige Minister ist, um die Drecksarbeit zu verrichten die unausweichlich notwendig werden wird. Die verstärkte Kontrolle der Aussengrenzen der EU, die Verteidigung der Deutschen Nationalstaatsgrenzen sowie eine massive Aufstockung der bewaffneten Kräfte, welche im Innern jederzeit und überall in Deutschland den legalen Aufenthalt der angetroffenen Personen kontrollieren sollen.
Stichwort Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung. Die Grünen werden den Teufel tun, diese Personen rastermässig zu kontrollieren, wird doch jeder Asylant als potenzieller Grünenwähler von morgen gesehen.

Haben Sie trotz der Medienorgie zu Guttenberg die News zu Lampedusa gelesen, am Fernsehen gesehen? Das tägliche Eintreffen von ganzen Schiffsladungen von Flüchtlingen aus Tunesien? Flüchtlinge, die nicht mehr auf der Suche nach Freiheit sind sondern auf der Suche nach dem besseren Leben! Nach Arbeit, Aufstieg, Karriere und den tollen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die es erlauben, die Familie und weitere Verwandte nach Deutschland kommen zu lassen, um auch ihnen die Früchte der sozialen Versorgung in Europa angedeihen zu lassen!

In der arabischen Welt leben Millionen von jungen Menschen, welche von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Abgestumpft verbringen sie ihre sinnlosen Tage, weil ohne Arbeit und ohne Perspektive. Die Wirtschaft wächst nicht und der Erdölreichtum wird ungleichmässig verteilt. Korruption ist den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Jene die Arbeit suchen, träumen von diesen Ländern in Europa, wo Honig und Milch fliessen, wo man zu Reichtum kommen und damit auch das Lebensglück finden kann, das weiterhin in der Heimat für unüberblickbare Zeit nicht zu finden sein wird. Arbeitsplätze entstehen auch in den befreiten Ländern nicht über Nacht nur durch die Herstellung von "besseren" demokratischen Verhältnissen. Für einen Teil dieser Tagträumer stehen die Chancen gar nicht so schlecht in Europa, denn unter den Millionen gut ausgebildeter Menschen gibt es natürlich Talente, die sich nochmals positiv von dem Heer der Uni-Absolventen abheben und gleichzeitig sehr motiviert, sehr arbeitswillig, sehr kreativ, sehr flexibel usw. sind.

Diese Eliten unter den Stellensuchenden Arbeitslosen tun jeder Volkswirtschaft gut, also auch Deutschland und der Schweiz. Sie sorgen für Wettbewerb, sie sorgen für neue Denkmuster und neue Lösungen. Doch dieser positive Aspekt wird mehr als kompensiert durch den zu erwartenden Lohndruck in Europa, der von der Masse dieser Wirtschaftsasylanten ausgehen wird, die am Anfang zu allen Bedingungen arbeiten werden. Da fängt das europäische Problem an, denn Jugendarbeitslosigkeit gibt es nicht nur in Nordafrika sondern direkt vor der Haustür zum CH und D Paradies. Die folgenden Zahlen prägen die Statistik von 2010, sind also aktuell.
 
Spanien mit 43 Prozent, wiederhole dreiundvierzig Prozent
Italien mit 29 Prozent

Frankreich mit 25 Prozent
Schweden mit 24 Prozent
Irland mit > 30 Prozent
Polen, Slowakei und Ungarn weisen alle gut zwischen 25 und 35 Prozent aus.

Weltweit ist die Jugendarbeitslosigkeit ein beängstigendes Problem. Für die 27 EU Ländern wird für 2010 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 20 Prozent, in der Altergruppe 15 bis 24 Jahre, ausgewiesen.

Diese Jugendlichen in der EU sind vom gleichen Frust geplagt, erleben die gleiche Perspektivlosigkeit, wie die mehr oder weniger gleichaltrige arabische Generation. Heute habe ich gelesen, dass in Berlin ein Marshallplan für die arabische Jugendarbeitslosigkeit angeregt wird. Gut so, aber was ist mit der Jugendarbeitslosigkeit in Europa? Nimmt die EU die eigenen Probleme erst wahr, wenn es auch zu Selbstmordbombenträgern kommt? Schon heute gibt es neben den arbeitslosen Jugendlichen eine grosse Anzahl von Dauerpraktikanten, die übrigens auch von Behörden bis hin zu Regierungsstellen in Berlin, sehr gerne, zwischen saubillig und gratis, angeheuert werden.

Nicht zu vergessen, dass der Anteil der Working Poor, also der Menschen die trotz Vollzeitbeschäftigung auf Sozialunterstützung angewiesen sind, ständig und zwar stark zunimmt.

Was passiert mit den Alten, die länger arbeiten sollen, denn wenn dies nicht passiert, ist mit einem Kollaps der Sozialversicherungssysteme zu rechnen. Vor allem in Deutschland. Seit Jahren schreiben Journalisten darüber, dass mit dem Wegfall der <Baby Boomer Generation> als Arbeitskräfte eine Know-how Erosion in den Unternehmen eintritt, welche die Unternehmen zur freiwilligen Einsicht zwingt, dass man die Alten nicht einfach in die Rente gehen lassen kann sondern ihnen individuelle Arbeitszeitmodelle anbieten muss um deren wichtiges Arbeits-, Produktions- und Handels-Wissen etc. zu behalten, denn trotz aller geschmiert ablaufender Routineaufgaben für Stamm- und Leihmitarbeiter, gibt es bei einem grossen Umsatzvolumen auch jene „alltäglichen“ Arbeitssituationen, wo Theoriekenntnisse der Jungen und Computergenerierte Handbücher nicht für eine zuverlässige Problemlösung ausreichen. Mit Routinevolumen wird Geld verdient, mit schlechter Handhabung der Ausnahmefälle schnell viel Geld verloren.

Mit der bevorstehenden Flut von Wirtschaftsasylanten wird auch diese Zukunftsperspektive für die Alten beeinträchtigt. Drei Araber mit Hochschulabschluss im Tausch für einen alten Stammmitarbeiter, das könnte zu einer Kostenüberlegung werden.

Als ich kürzlich bei Digital Diary darauf hinwies, dass die Revolution in Ägypten auch Arbeitsplätze in Deutschland kostet, wurde damit gekontert, dass Deutschland alle billigen Arbeitsplätze schon lange verloren hat, sprich ins Ausland verlagert oder aufgehoben worden sind. Richtig, aber dieses Mal gehen nicht die Arbeitsplätze durch - rasche (!) - Verlagerung verloren sondern die Arbeitskräfte kommen nach Europa und besetzen dort zuerst die Arbeitsplätze im Niedriglohnsegment. Zu Hunderttausenden. Viele Menschen die heute über die Entwicklung begeistert sind und von der Couch aus vorwurfsvoll die Heuchelei des Nichtstuns geisseln, werden irgendwann einen nostalgischen Blick zurück werfen.

Jeder arabische Jugendliche mit einem Einkommen ist ein potenzieller Selbstmordattentäter weniger und dies ist sehr gut. Diese Entwicklung hat aber auch ein Preisetikett. There is no free lunch! Der Wille vom eigenen Wohlstand  abzugeben und mit weniger oder gar viel weniger zufrieden zu sein, ist nur bei einer kleinen Minderheit vorhanden. Das behaupte ich jetzt mal ohne wissenschaftliche Statistik.


Quelle für Zahlengaben: Gegoogelt  und TA 18.02.2011 „Die verlorene Generation“ Leseempfehlung auch für den NZZ Online Artikel vom 19.02.2010 "Die arabische Welt unter Druck"

Aktualisiert 22.02.2011 02:00

21.02.2011, 17:53 von Relax-Senf | 2708 Aufrufe

Kommentare

Kommentare werden geladen ...

Wir über uns

Wer ist online?

Gäste: 694

Share

Neuste Blogeinträge

Avatar
15.03.2024, 00:00
Avatar
26.02.2024, 01:01
Avatar
24.02.2024, 01:55
Avatar
24.02.2024, 00:20
Avatar
09.02.2024, 02:29
Avatar
24.12.2023, 03:22
Avatar
20.10.2023, 02:07
Avatar
15.09.2023, 00:54
Avatar
30.08.2023, 02:03
Avatar
27.08.2023, 22:19
Avatar
26.08.2023, 03:45
Avatar
11.08.2023, 01:18
Avatar
12.07.2023, 22:48
Avatar
09.07.2023, 22:41
Avatar
16.04.2023, 23:07
Avatar
21.03.2023, 02:34
Avatar
07.03.2023, 20:14
Avatar
04.03.2023, 03:40
Avatar
21.02.2023, 15:43
Avatar
19.02.2023, 21:23
Avatar
17.02.2023, 02:41
Avatar
16.02.2023, 01:58
Avatar
15.02.2023, 02:35
Avatar
15.01.2023, 20:48
Avatar
12.01.2023, 15:40
Avatar
09.12.2022, 23:01
Avatar
30.11.2022, 14:36
Avatar
12.10.2022, 02:45
Avatar
05.09.2022, 03:47
Avatar
29.08.2022, 03:33
Avatar
21.08.2022, 21:55
Avatar
17.08.2022, 22:37
Avatar
16.08.2022, 17:39
Avatar
16.07.2022, 01:12
Avatar
10.07.2022, 03:08
Avatar
28.06.2022, 01:23
Avatar
11.06.2022, 17:26
Avatar
28.05.2022, 23:27
Avatar
20.05.2022, 02:47
Avatar
22.04.2022, 00:10
Avatar
31.01.2022, 02:42
Avatar
23.01.2022, 00:57
Avatar
16.01.2022, 22:01
Avatar
29.12.2021, 02:57
Avatar
14.11.2021, 00:54
Avatar
08.11.2021, 21:08
Avatar
03.11.2021, 18:11
Avatar
27.09.2021, 00:22
Avatar
12.09.2021, 22:00
Avatar
03.08.2021, 02:59