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Dienen Sie dem Land Herr Bundespräsident Wulff -
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Am 20. Dezember 2011 habe ich mich bei digital diary  bei einer Diskussion über Nurmehr Heilige in die Politik? Woher nehmen?noch klar für den Verbleib vom Wulff im Amt ausgesprochen. Auch deshalb, weil eine Neuwahl Millionenkosten auslöst und der Bundespräsident ab Rücktritt – ohne weitere Arbeit – jährliche Pensionsansprüche von ca. Euro 200‘000 bis Lebensende hat. Am  4. Januar 2012 war es mit meinem Verständnis vorbei bei der Folgediskussion bei digital diary zum Thema  Wer hat jetzt noch Lust, Bundespräsident zu werden?

Zwar lese und blogge ich um andere Meinungen anzusehen und um dazuzulernen und damit letztlich auch um gegebenenfalls mein Meinungs- und Weltbild anzupassen. Doch einen solchen Wandel in meiner Sicht, wie es die zwei Kommentare innert zwei Wochen aufzeigen, ist bei mir alles andere als selbstverständlich. Wenn es meiner Überzeugung entspricht, schwimme ich gegen den Strom und werbe bei der Mehrheit um eine differenzierte Sicht der angeprangerten Zustände, die manchmal auf theoretischer Journalistenmoral zwecks Steigerung der Auflage basiert. Gemeint ist, dass die Theorie die Lebensrealität ignoriert.


Anfangs hatte ich kein Problem mit dem Privatkreditarrangement durch einen wirklich langjährigen Familienfreund und die Haarspalterei bei der gegebenen Antwort im Landtag in Niedersachsen, ist letztlich einfach ein Muster wie sich bedrängte Menschen verhalten können. Wer hat nicht schon mal im Leben eine Frage zwar korrekt beantwortet, aber nicht explizit verlangte Weiterungen weggelassen!

Ebenfalls habe ich die guten Zinskonditionen bei der BW-Bank als völlig normal angesehen. Es gibt keine einheitlichen Zinsen für die Kunden. Es gibt viele Gründe warum Zinsen s e h r  individuell bestimmt werden und da spielt auch der Status und die Kunden-VIP-Kategorie eine Rolle. Das war schon immer so und wird auch so bleiben, weil es im Interesse einer übergeordneten Geschäftsstrategie ist. Doch inzwischen sind in Talkshows und Medien weitere Fakten ans Licht gekommen wie:
a) Wulff hat einen Kreditzins ohne Bankmarge bekommen.
b) Die Kredite = Wulff-Schulden - sind nicht im Grundbuch eingetragen.

Wenn diese öffentlich verbreiteten Informationen stimmen, eine Korrekturmeldung ist mir nicht aufgefallen, dann stinkt dieses Kreditgeschäft gewaltig zum Himmel. Die Zinsen für Libor-Kredite mit gängiger Roll-over-Anbindung sind zurzeit natürlich extrem günstig, aber der Verzicht auf Marge würde einem BW-Bank-Aktionär das Recht geben die Bank zu verklagen, weil aus nicht nachvollziehbaren Gründen auf Erträge verzichtet wird. Jetzt kann es natürlich sein, einer der zahlreichen Millionäre unter Wulffs Helfer-Freunden hat im Sinne der "Hilfe-Regel, heute ich und morgen du", der Bank ertragreiche Gegengeschäfte angeboten als Kompensation für den Zinsausfall beim finanzschwachen Wulff. Da könnte zum Beispiel, rein spekulativ, die Aufsichtsratsrolle von Wulff bei VW bzw. bei der Konzerntochter Porsche hineinspielen. Eine Marge von z. B. einem Prozent beim Musterbetrag von € 500‘000 ist mit € 5‘000 Peanuts für einen gönnerhaften Millionärsfreund. € 5‘000 verschwinden in einem Devisengeschäft oder besser noch in mehreren FX-Transaktionen im Kurs, ohne dass es auffällig wird. Nicht mal ein Trüffel  Schwein entdeckt dies, wenn nicht konkrete vorgängige Grabarbeit stattgefunden hat.

Dass der Kredit von Wulff angeblich nicht im Grundbuch eingetragen ist, ist höchst erstaunlich und gegen jede Bankregel. Denke es könnte auch ein Gesetzesverstoss sein, dies ist aber eine Vermutung von einem Nichtjuristen verbunden mit folgender Bankersicht. Wenn die Bank darauf verzichtet den Kredit als Grundschuld auf die Liegenschaft einzutragen, dann verfügt sie über eine andere Sicherheit. Anders gesagt, eine Firma oder eine Person mit den entsprechenden finanziellen Mitteln garantiert den Kredit an Wulff. Wenn dies der Fall ist, hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf zu erfahren, wer die Garantie auf Rückzahlung von € 500‘000 Wulff-Schulden übernommen hat.

Nicht mal ein Trüffel Schwein entdeckt bei Devisengeschäften einen nicht völlig korrekten Kurs, mit dem im gegenseitigen Einverständnis die "geschenkte" Marge bei anderen Geschäften kompensiert wird.


Eine mögliche Verletzung von Gesetzen sehe ich darin, dass die nicht erfolgte öffentlich Registrierung von Immobilienschulden zu einer möglichen Täuschung von theoretisch weiteren zukünftigen Kreditgebern führen könnte. Herr Wulff erscheint auf den ersten Blick solvent zu sein, nicht zuletzt deshalb weil er in einem schönen unbelasteten Eigenheim wohnt. Privatpersonen, Firmen, Banken etc. alle werden mit einem Bild getäuscht, das nicht der harten wirtschaftlichen Realität entspricht. Und selbst wenn die BW-Bank durch eine Garantie für ihren Kredit abgesichert ist, stellt sich die Frage ob sie Hand zu so einer Verschleierungstaktik bieten dürfte.


Diese Beschreibung ist ein theoretisches aber durchaus denkbares Szenario.

Wie zuvor erwähnt, bevorzugte Behandlung durch eine Bank und ein Traumzinssatz lösen allein noch keinen Energieschub aus, um mich mit der Causa Wulff zu beschäftigen. Es ist die Art und Weise – stümperhaft – wie Wulff mit der Geschichte umgeht. Und das Bekanntwerden von immer weiteren Details, die Wulff zu einem beschädigten Hampelmann machen. Ein Bundespräsident mit „zwielichtigen“ Geschäftsgebaren und einem nicht ausmachbaren Moralverständnis, wenn es um ihn und sein Verhalten geht, ist schlichtweg eine Fehlbesetzung als Bundespräsident in Deutschland.

Was mich sehr stört sind die Luxusferien, welche die Familie Wulff in den letzten Jahren regelmässig genossen hat. Ich bin Luxusgenuss nicht abgeneigt, aber das Geld dafür verdiene ich selber und ausser von meiner Waage, werde ich anschliessend von niemand an Genuss-Sünden erinnert.

Bei Wulff, bei Politikern im Besonderen und bei Arbeitnehmern im Allgemeinen, ist dies anders. Als geflügeltes und weit herum akzeptiertes Zitat (und Lebensweisheit): There is no free lunch! Je häufiger geldwerte Freundschaftsdienste in Anspruch genommen – und klar je grösser dabei die versteckten Beträge werden -  umso mehr baut sich selbständig und unbemerkt eine „eigene“ emotionale Schuld gegenüber diesen “Habe-was-zu-gut-Freunden“ auf.   

Damit ist er schlicht ein unberechenbares Risiko für Konsumenten und Arbeitnehmer in Deutschland, denn sein politischer Einfluss im Parteien-Freundeskreis kann durch ein engagiertes Votum das Zünglein an der Waage sein, damit Gesetze zum Nachteil dieser Bürger-Gruppen – und zum Vorteil von grosszügigen Privat-Geschäft-Freunden/Geschäfts-Privat-Freunden -  verabschiedet werden. Die Unschärfe ist einfach da. Man glaubt selber an das was man tut. Man hat oft genug darüber freundschaftlich gesprochen und glaubt deshalb daran, dass der – noch unerkannte – Vorteil der Bevölkerung dient.


Wulff scheint auf den ersten Blick solvent zu sein, auch weil er in einem schönen unbelasteten Eigenheim wohnt! Dieses Vermögensbild stimmt nicht und könnte daher für Dritte irreführend sein.

Luxusferien – die man sich aus der eigenen Kasse nicht leisten kann – ergeben einen groben Verstoss gegen Geschäftsethik und damit gegen den gesunden Menschenverstand – wenn man solche Geschenke zulässt und konsumiert. Solche geldwerten Freundschaftsdienste führen in der Privatwirtschaft – auf allen Ebenen – zu Entlassungen.Wulff lässt es also seit Jahren an der nötigen Sensibilität fehlen, wenn ein- und mehrwöchige Ferien in Luxusumgebungen bei „Freunden“ konsumiert werden, die man sich in vergleichbarer Umgebung gegen Bezahlung nicht leisten könnte oder nicht wollte. Man kann auch bei Millionärsfreunden mal über Nacht bleiben nach einem Fest. Im Gegensatz zum Normalbürger, der auf solche Dinge auch mal angewiesen ist und wo das Gegenrecht für Ausgleich sorgt, ist weder ein Ministerpräsident noch ein Bundespräsident darauf angewiesen. Rund um die Uhr steht ein Fahrdienst zur Verfügung.

Bettina Wolff lässt sich Luxus-Bekleidung sponsern, berichtete Welt Online am 06.01.2012. Muss das sein? Nein es muss nicht sein. Es dient einer Saus-und-Braus-Inszenierung die erkennen lässt, dass die Wulffs den Boden unter den Füssen verloren haben. Sie leben und agieren wie in einem Hollywood-Streifen, in dem sie die Hauptrollen gleich selber spielen.

Die Bürger werden nur noch als Fans wahrgenommen, die sich an der Selbstdarstellung der Wulffs ergötzen dürfen und dafür gefälligst applaudieren sollen. Kaiserliche Pracht und Verschwendung als Brosamen fürs Volk. Diese Zeiten sind vorüber. Es braucht Leute die das Leben der Bürger nicht nur vom Smalltalk am Pool von Millionären kennen.

Der Auftritt von Christian und Bettina Wulff wird inszeniert wie eine nicht endende Party, die vom Steuerzahler beglichen wird. Dabei müsste es umgekehrt sein.

Die Versuche die Presse zu gängeln, ist schlichtweg als bescheuert einzustufen. Die gross angekündigte Bereitstellung aller Dokumente und Informationen im Internet ist ausgeblieben. Das Okay an Bild die Mailboxnachricht veröffentlichen zu dürfen, wurde nicht erteilt. Inzwischen ist der Inhalt praktisch bekannt. Wulff ist erneut beschädigt. Der Ablauf der Geschichte lässt erkennen, dass es dieser Mann in der Privatwirtschaft nicht in eine Top-Position gebracht hätte. Falls doch – auch das gibt es – wäre ein Karriereknick viel früher eingetreten. Wulff hat seine Chance vergeigt. Er tut sich und Deutschland einen Gefallen wenn er unverzüglich zurücktritt.

Knapp 50 Prozent der Bevölkerung die Wulff im Amt behalten möchten ist schlicht zu wenig bei einer Geschichte, wo vermutlich noch viel Unappetitliches angespült werden kann. Genügend Grund für den Rücktritt kann vom Moralanspruch abgeleitet werden, den Wulff in der Politik seit Jahren gegenüber anderen Politikern geltend gemacht hat. Bundespräsident Wulff erfüllt diesen Anspruch selber längst nicht mehr.   


Christian Wulff, it's time to say goodbye

11.01.2012, 17:47 von Relax-Senf | 96639 Aufrufe

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