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Blocher - Minder Abzockerinitiative !

Tanzt Blocher auf der Maslow Pyramide ?


Kommentar von Relax-Senf zum Artikel in der NZZ am Sonntag 14.02.2010
"Firmenchefs kritisieren Lex Blocher"


Es ist schon immer wieder erstaunlich, welche Koalitionen möglich sind, wenn die Exponenten/Parteien/Partner sich Vorteile für ihre individuellen Ziele versprechen. So erkenne ich auch bei Christoph Blocher ein neues "ich" bezogenes Verhalten. Klar hat er  schon immer gemacht, was er wollte. ABER seither war es im Einklang mit ICH Ch. Blocher und den koordinierten SVP-Interessen. Wer zwischen Blocher und Partei, wann nachgegeben hat, ist an dieser Stelle nicht relevant, weil es gemacht wurde und funktioniert hat. 

Jetzt erkenne ich aber in Blochers Verhalten eine Veränderung. Zu oft und vor allem öffentlich, wurde Blocher als verdienter alter Mann der SVP dargestellt und aus der Partei heraus wurde ihm alles Gute für die Rentnerzeit gewünscht. Ja, nach der verlorenen Bundesratwahl, wurde er auch parteinintern als Belastung bezeichnet. Das steckt kein Mensch einfach weg. Vor allem, wenn man ein so grosses Ego hat, zu befehlen gewohnt ist und sich durchzusetzen. Und dies bei unbestritten grossen Verdiensten für die Entwicklung und den Erfolg der SVP. 

Die Abnabelung vom Übervater Blocher, der ansteigende Widerstand gegen seine Rolle und seine seitherige Allmacht bei der Rollenverteilung in der Partei, haben bei Blocher Spuren hinterlassen, die sich in einem neuen Selbstverständnis und einem überraschenden Rollenwechsel manifestieren. Er stimmt sich nicht mehr gross mit der SVP ab. Er beschliesst und agiert, wie zu seinen besten Zeiten und überrascht so nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch das Parteivolk. Wäre Blocher nicht Blocher, würde ihn der Bannstrahl der Parteiführung treffen und das Parteivolk würde anfangen zu fordern ... was Dr. Zweifel kürzlich für SVP-Verräter forderte. Das öffentliche Spektakel einer Vierteilung, zu geniessen bei Kaffee und Kuchen von der Tribüne. 

Da fordert doch die SVP noch vor kurzem das Bankgeheimnis müsse durch die Verfassung geschützt und garantiert werden und jetzt verkündet Blocher die Bereitschaft Burggräben einzuebnen und Burgtore so weit zu öffnen, dass die Finanzminister der EU mit Laster einfahren können um den Zaster in wertvollen Franken abholen zu können. Na, ja, vielleicht verzögern jene besser das Abholen des schwarzen Frankenschatzes, denn beim noch nicht völlig auszuschliessenden Absturzes des Euro, könnte eine Schwarz-Franken-Forderung zu einem äusserst wertvollen Anrecht mutieren. 

Mit dem Pakt mit Minder ist Blocher für einige Zeit zurück auf der medialen Bühne für Beachtung und Schlagzeilenproduktion. Blocher der Unternehmer, der noch vor Kurzem einen Minder als dummen Theoretiker und abgehobenen Phantasten bezeichnet hätte, ist de facto nicht mehr Unternehmer mit eigenem "Firmenvermögen", seit er nach der ersten Wahl zum Bundesrat seinen unternehmerischen Nachlass geregelt und unter seinen Kindern aufgeteilt hat. Obwohl Blut dicker ist als Wasser und obwohl sich aus dem öffentlich Bekannten schliessen lässt, dass der Blocher-Clan zusammen hält und mit Vater Blocher an der Spitze tadellos funktioniert, vertritt Ch. Blocher jetzt Minder-Positionen aus politischem und PR- Kalkül, die er als Unternehmer mit Unternehmen, so nicht vertreten hätte. 

Die einzige Konstante ist der Wandel. Seit Minder auf den Plan getreten ist, sind bereits Jahre vergangen. Meine Haltung zur Abzockerinitiative ist in der Zeit auch einem Wandel unterlegen, weil auch ich ausserhalb der Schweiz Entwicklungen beobachten konnte, die ich mir bis vor Kurzem nicht vorstellen konnte. Auch in der Schweiz gibt es nicht mehr nur eine Schwarz-Weiss-Sicht zur Minder Initiative. Trotzdem, die Initiative geht zu weit. Wenn immer wieder mit Erstaunen festgestellt wird, wie Start-ups und KMUs den Grosskonzernen vormachen, wie man Konsumentenbedürfnisse erkennt und Marktstimmungen nützt, dann hat dies auch mit kurzen Entscheidungswegen und flachen Hierarchien zu tun. Je mehr Macht an die Generalversammlung der Aktionäre delegiert wird, d. h. Geschäftsleitung und Management, müssen sich die Neuschaffung einer strategisch wichtigen neuen Position von der GV bewilligen lassen, weil der zuvor bewilligte Budgetposten "Gesamtvergütungen" überschritten wird, umso träger werden sich Schweizer Firmen im internationalen Umfeld behaupten können. Wobei doch hinreichend bekannt ist, dass letztlich immer nur die Fittesten überleben, d. h. genügend schnell das Etappenziel im ständig ändernden Orientierungslauf erreichen. 

Wenn ich die Zeitungskommentare lese, schein es schon jetzt zustimmungsfähig zu sein, dass Verwaltungsratsmitglieder nur noch für ein Jahr gewählt werden. Dann wird es halt so kommen. Aber ich frage, wer wird eine unpopuläre Position für Neuerungen vertreten, wenn er/sie nach Funktionsantritt bereits an seinem Ast sägt. Sprich seine Abwahl bereits von den Gegnern jeder Neuerung betrieben wird, den diplomierten Verhinderern, bevor die Idee auch nur den Prüfungsprozess durchlaufen hat. Nicht nur Politiker tun alles - bzw. nichts wenn es nützt - um ihre Wiederwahl nicht zu gefährden. Verwaltungsräte sind auch nur Menschen und VR-Tantiemen sind schliesslich für die meisten Personen eine willkommene Einkommensquelle. Warum sich also für den Betrieb und seine Interessen mit einer hinterfragenden und kritischen Meinung einbringen, wenn dies das Abwahlrisiko erheblich vergrössert, weil zu viele Vorstösse zum Aufbrechen von verkrusteten Strukturen schlicht viel länger als ein Jahr dauern! 

Blocher kümmert all dies nicht mehr. Er arbeitet an seiner Wahrnehmung in den Geschichtsbüchern. Er leistet sich Stufe fünf der Maslow-Pyramide. Er will und geniesst Selbstverwirklichung.

Von Relax-Senf

15.02.2010, 14:02 von Relax-Senf | 1310 Aufrufe

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