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Abbau von CH Bank-Arbeitsplätzen - Beginn einer anhaltenden Entwicklung


Ein Alarmzeichen, das erschreckende Marktverhältnisse spiegelt. Wenn Schweizer Grossbanken zu einem Stellenabbau greifen, dann muss vorauslaufend eine sehr hohe Imagehürde genommen werden. Eine unmissverständliche Aussage ist damit verbunden, die sich nicht schönreden lässt und direkt auf das Image als sicherer Arbeitgeber abstrahlt. Ebenso den  Glaubwürdigkeitsfaktor betrifft, als Fels im Meer der Finanzdienstleister wahrgenommen zu werden. Die Schweiz ist ohnehin ein Land, wo die Unternehmen ganz allgemein nicht leichtfertig und vorschnell zur Freisetzung von Humankapital neigen. Das hat den Grund schlicht darin, dass es in der kleinen HR-Schweiz bei boomenden Märkten immer schwierig ist - im Wettbewerb mit der Konkurrenz - rasch die benötigte Anzahl guter Leute rekrutieren zu können. Erst vor Kurzem hat während der Bankenkrise die CS zum ersten Mal seit Ende des 2. Weltkriegs eine grössere Entlassungsmassnahme zugelassen. Ein Schritt der sehr schwer gefallen ist, konnte man doch bis dahin bei jedem Anstellungsgespräch auf diesen geldwerten doch "steuerfreien" Anstellungsaspekt verweisen.

Es gibt mehrere Gründe für die Überkapazitäten. Selbstverständlich rückt keine Bank interne Daten heraus, aber im Fall Banken und Börsen steht teilweise öffentlich zugängiges Datenmaterial bereit, nämlich durch die Statistik der Schweizer Börse SIX. Die Bankenkrise zeichnete sich im 2007 bereits ab, aber zahlenmässig war es mit 1780 Milliarden Franken Umsatz noch ein prachtvolles Jahr. Im 2010 wurde ein Umsatz von 967 Milliarden Franken verzeichnet. Ein Rückgang – oder Absturz – von > 45 Prozent. Das erste Halbjahr 2011 weist einen weiteren Rückgang an Handelsvolumen um 12 Prozent aus.

Trotz diesen eindeutigen Zahlen hat man seither auf Personalreduktion verzichtet. Auch weil man wohl auf die Wiederbelebung der Märkte und ein „freudigeres“ Mitmachen der Anlagekunden gehofft hat. Dies war punktuell sicher bei jeder (?) Bank zu beobachten. Doch es war Strohfeuer und kein nachhaltiger Brand der zur Beschäftigung von Brandabwicklungspersonal geführt hat. Die Eurokrise lässt grüssen. Die Dauerschlagzeilen über den Euro lässt sträflicherweise vergessen, dass die Probleme in den USA nicht kleiner sind und kein Währungsschutzschirm der Welt könnte die USA schützen. Doch sollte die Dummheit der amerikanischen Politiker zu einer Fahrt an  die Mauer führen, gäbe es kein Grund zur Häme mit den Dummköpfen die mit dem Zünder einer Explosion spielen, die den Schwarzen Freitag in den Schatten stellen könnte. China mit seinem Ali-Baba-Schatz an feststellbaren Währungsreserven wäre davon direkt und schmerzhaft betroffen, denn die Einkaufsmarktmacht ausserhalb der USA sinkt damit. Ob die Chinesen deswegen so grosszügig Hilfe versprechen und Geld in Aussicht stellen, das eventuell morgen ohnehin nur noch die Hälfte Wert sein kann?

Die Börsenhandelsvolumen in der Schweiz sind zurückgegangen, weil Anlagemöglichkeiten die gut UND sicher sind schlichtweg fehlen. Kann Deutschland unendlich Hilfezusagen für den Eurorettungsschirm machen? Sicher nicht. Unter Berücksichtigung der überschuldeten Nationen, profitiert die Schweiz vom Zustrom von Geldern die einen sicheren Währungshafen suchen. Profitieren? So ein Unsinn, wird es aus der einen Ecke schallen, während es in der anderen Ecke ruhig bleibt. Richtig, Arbeitsplätze sind gefährdet und die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen auf den Weltmärkten bricht weg. Doch die Hypothekarzinsen sind immer noch historisch niedrig, weil täglich grosse Summen in die Schweiz fliessen. Von den tiefen Hypothekarzinsen profitieren alle in der Schweiz, weil man entweder Mieter oder Immobilieneigentümer ist. Der Einkauf von Waren und Rohstoffen im Ausland wird dadurch günstiger. Es ist also eine typische Ying und Yang Situation. Leider geben zu viele Marktteilnehmer diese „windfall profits“ nicht weiter. Diese Anbieter gehören zu den Gewinnern auf dem Markt. Das intensive Nutzen der Online Einkaufsmöglichkeiten und die Einkaufsfahrt über die Grenze ist eine Möglichkeit um ein mögliches Marktregulativ anzuwenden.

Schweizer Banken profitieren immer von allen Marktbedingungen, so gewissermassen wie eine staatliche Lottogesellschaft. In den guten alten Zeiten war diese Sicht im Grossen und Ganzen sicher berechtigt und bei den anhaltenden Währungsturbolenzen galt diese Sicht weiterhin als berechtigt. Für die Medien und für deren Leser ohnehin. Es ist aber nicht so. Die überbordende Staatsverschuldung und die damit einhergehende Euro- UND Dollar-Krise, holen die Banker auf den Boden der Realität zurück. Es ist nichts mehr wie es war. Es gilt nicht mehr schnell kaufen und schnell verkaufen, gibt sicheren Gewinn. Im Moment gilt aber auch nicht nur ruhig Blut und einfach eine Position halten und die Geduld wird mit einem noch grösseren Gewinn belohnt. Zur Zeit weiss kein Banking Guru ob er short oder long in Euro gehen soll, weil man nicht weiss ob es die Währung morgen noch gibt oder aber ob sie wie Phönix aus der Asche aufersteht. Wer die Antwort auf diese unbekannte Marktentwicklung und die annähernd richtige Länge auf der Zeitachse weiss, kann mit den richtigen Termin- und Optionsgeschäften, in der Rangliste der Reichen zu Bill Gates und Warren Buffet aufschliessen oder gar überholen. Liegt man daneben, geht man anschliessend besser über den Jordan.

Der starke Franken lässt die Gewinne der Schweizer Banken in Franken erodieren. Die im Ausland verdienten Erträge sind in Franken umgerechnet weniger Wert. Dies gilt auch für den Wachstums- und Potenzfaktor der CH Banken, d.h. der Zufluss an Neugelder in Franken sieht schlechter als die zurückliegenden Vergleichszahlen aus. Die Gebühren- und Kommissionsabrechnungen fallen bei kleineren Beträgen natürlich reduziert aus sowohl „fühlbar“ bei jeder Abrechnung als auch nominell in der Bilanz. Die täglichen Betriebskosten und die Löhne in der Schweiz fallen jedoch in Franken an, was sich auf der Aufwands- und Gewinnwaage erneut negativ bemerkbar macht.

Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Machtverhältnisse mit denen die Schweiz auskommen muss, betrachte ich das Schweizer Bankgeheimnis als aufgegeben. Eine Weiss-Geld-Strategie ist richtig, führt aber folgerichtig zu einer Verlagerung der Arbeitsplätze von Bankarbeitsplätzen – Produktion, Logistik, IT, Administration – ins Ausland. Genau wie bei den Premium Car Herstellern in Deutschland, die schon längst Made in Germany aufgegeben haben und auf Made by BMW / Mercedes / Audi setzen, werden die CH Grossbanken auf „Managed by CS / UBS“ setzen, was überall auf der Welt möglich ist. Die Schweiz bleibt dabei aussen vor.

Der im Raum stehende Abbau von Arbeitsplätzen bei Banken in der Schweiz ist für mich daher keine temporäre Erscheinung sondern der Beginn einer anhaltenden Entwicklung. Der Kostendruck, die geschmälerten Gewinn-Aussichten bei unverändert hohen Erwartungen der Aktionäre, leiten unumkehrbare Entwicklungen ein. Der bestehende Druck auf Automatisierung im Backoffice hält unverändert an und parallel findet eine Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland statt. Zum Teil wo billiger abgewickelt werden kann und zum Teil durch Abwicklungsspezialisten in den boomenden Beratungszentren, wie z. B. Singapore heute und Peking morgen.


12.07.2011, 16:06 von Relax-Senf | 3470 Aufrufe

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