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Fakruechte  

SFK steht für „Spenden finanzierte Krankenbetreuung“.



Hinter dieser einfachen und verständlichen Formulierung verbirgt sich ein gesundheitspolitisches Fiasko! SFK Stationen sind in Tat und Wahrheit als zentrale Sterbebegleitungs-Zonen für mittellose Menschen vorgesehen. Die Sterbeaufsicht und Medikamente zur Schmerzlinderung sind gratis. Die Erbringung weitergehender Leistungen ist nicht vorgesehen, es sei denn auf dem individuellen oder kollektiven Spendenkonto gehen genügend Mittel aus privaten Quellen ein. Die Spenden von Familie, Verwandten, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen sowie von bekannten wie auch unbekannten Spendern werden dann weisungskonform verwendet um Betreuungsaufwand und Therapieeinsatz bis zum Todesfall oder bis zum erfolgten Verzehr der Mittel zu erhöhen.  

Nach bundesweit einheitlichen und verbindlichen Regeln sollen saubere SFK Stationen mit klarem Konzept für menschenwürdiges Sterben geschaffen werden. An sich ein unbestrittenes Menschenrecht seit Ende des zweiten Weltkriegs, das bisher selbst hartgesottene Erzkapitalisten nicht öffentlich in Frage stellten, um nicht das sorgfältig gepflegte Image gelebter christlicher Nächstenliebe zu beflecken.  

Seit einiger Zeit gab es jedoch genau darüber hitzige Diskussionen in der Öffentlichkeit. Stern TV war es gelungen das Verrecken von Obdachlosen und Randständigen auf der Strasse im Bild festzuhalten. Zum Teil wurden die erschreckenden Szenen nachgestellt, anhand von eidesstattlichen und verifizierten Aussagen von anderen Sternendach-Guckern. Nach Anlauf der Berichtsserie waren einige Betroffene angesichts des nahenden Ende auch einverstanden, ihr Leiden und Sterben über Wochen hinweg dokumentieren zu lassen. Sie verlangten dafür Geld, welches, wie Stern TV offen legte, mal als letztes Liebeszeichen an Angehörige zu vergüten war, zu denen der Verstorbene von sich aus den Kontakt abgebrochen hatte, und manchmal war das Geld auch an die Straßenfamilie zu bezahlen, welche oft als Einzige und bis zu letzt für ein bisschen menschliche Wärme gesorgt haben.  

Fragwürdiges Sterben fand jedoch längst nicht mehr nur auf der Strasse statt. Stern TV zeichnete das Dahinvegetieren und Dahinsterben von alten Leuten auf, die in normalen Wohnungen und Einfamilienhäusern lebten. Diese Leute hatten mit dem Leben abgeschlossen, bevor sie, aufgrund der angelaufenen Berichterstattung im Fernsehen unter dem Titel, „Kein Bett zum Sterben!“, zielstrebig und mit Ausdauer den Kontakt zum Sender suchten. Einigen Personen war es dann auch gelungen die Fernsehmacher zu überzeugen, dass die Anschuldigungen „Die Gesellschaft motiviert uns zum raschen Sprung ins Grab!“ durchaus Substanz hatte. Die dokumentierten Schicksale waren gut geeignet um mittels der aufgezeichneten Bildern die Gesellschaft zum Nachdenken zu provozieren.  

Die porträtierten Personen beklagten, dass ihnen in den Kranken-häusern direkt und unmissverständlich gesagt worden ist, wir haben weder Zeit noch Bettenkapazität für langsam Sterbende. Wenn das Sterben nicht mehr aufgehalten werden könne, der mögliche Zeitpunkt des Ablebens aber erst vage bestimmt werden kann, müsse zu Hause auf den Tod gewartet werden. Sterben im Spital sei zu teuer.  

Stern TV deckte nachträglich auf, dass die finanziellen Verhältnisse der sterbenden Mieterinnen prekär waren. Sowohl deren Krankenkassen als auch die zuständigen Sozialfürsorgeämter waren nicht zu einer Kostenübernahme für die nicht definierbare Sterbeperiode gegenüber dem Spital bereit. Im gezeigten Fall einer Hausbesitzerin war Vermögen vorhanden, aber das Krankenhaus bestand auf Barzahlung im Voraus. Der unbestrittene Nachweis Hauseigentümerin zu sein reichte nicht, weil dies das Risiko beinhaltete, dass die Erben die Notwendigkeit und die Länge der Betreuung bestreiten könnten.  

Das angekündigte und unabwendbare Sterben stand – richtigerweise - nicht als Ablaufprozess im Mittelpunkt der Berichterstattung. Es waren die Begleitumstände die Grausen und blankes Entsetzen auslösten. Ohne die Infrastruktur und die personellen Ressourcen im Krankenhaus, war die Zeit der nachlassenden Kräfte und der stärker werdenden Schmerzen, um den vermeidbaren Faktor X größer.  

Es fehlten die schmerzlindernden Maßnahmen, die Verabreichung der Medikamente in der richtigen Kadenz, die Anpassung der Dosis an die wechselnden Schmerzumstände, die Kontrolle der Verträglichkeit von ganzen Pillenladungen etc. Und der bereit gestellte soziale Kontakt, das heißt die alibiartigen Da-und-weg-Besuche von vorbei rollenden Pflege-Brigaden im Dienste privater Trost & Schmerz-Hilfe Anbieter, bezahlt vom Staat, waren gefühllos, nutzlos, unwürdig und deshalb unanständig teuer für den Staat.  

Die Sterbenden äußerten sich vor der Kamera über das irre Gefühl, nicht mehr klar erkennen zu können, ob sie im Wissen um ihr Ableben den Tod erkennen oder dieses erstickende Todesgefühl immer erst dann eintritt, wenn sich die Tür öffnet und die Prozessabwickler einer kalten und herzlosen Gesellschaft den Raum betreten um wie Roboter mit Geldchipsteuerung, routinierte und seelenlose Handgriffe abzuwickeln. Die Hausbesitzerin nutzte das Medium Fernsehen zur Kritik an den bestehenden Erbgesetzen, die ihr ohne langwierige Rechtsverfahren nicht erlauben, angesichts des bereits drängelnden Sensenmannes, ihren im Ausland lebenden Sohn zu enterben, obwohl er sich seit Jahren nicht um sie gekümmert hat. Seine pure Existenz hatte aus Rechtsgründen eine negative Auswirkung auf die uneingeschränkte Disposition über das eigene Vermögen. Eine abartige Konstellation!

Fakruechte

09.12.2009, 14:54 von Fakruechte | 1485 Aufrufe

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