Fakruechte Bei Bundeskanzler Kohl abgekupfert haben wohl auch die obersten Daimler-Lenker. Zuerst Edzard Reuter mit dem prägenden Begriff „Integrierter Technologiekonzern". Nach der teueren Bruchlandung mit der Vision Reuter übernahm Jürgen Schrempp die Kommandobrücke beim Weltkonzern Daimler-Benz. Nach erfolgreichen Aufräumarbeiten und einer profitträchtigen Neupositionierung der Kernaktivitäten, wurde auch J. Schrempp vom Visionsvirus befallen. Nach Rezept Kohl sprach er von einer „Welt AG“ im Automobilbau. Automarken und Produktionsstätten rund um den Globus mit der Vision, wenn die Sonne im Autoreich nie untergeht, wird als logische Folge in jeder Minute, 24 Stunden am Tag, irgendwo auf der Welt Gewinn für Daimler erwirtschaftet. Als Nachfolger von Edzard Reuter war Jürgen Schrempp 1995 Balsam für die blankliegenden Nerven der Aktionäre. „Profit, Profit, Profit“ war das Credo mit dem sich der neue Vorstandsvorsitzende zum Bannerträger der „Shareholder Value Gemeinde“ in Deutschland machte und damit die Herzen der gebeutelten Daimler Aktionäre im Sturm eroberte. Neun Jahre später liegt die Schrempp-Vision "Welt AG" auf dem Sterbebett. Gemäss einer Schätzung von Jürgen Grässlin, Sprecher einer Gruppe von „Kritischen AktionärInnen“, hat der versuchte Aufbau der Welt AG die Anteilseigner um mehr als 60 Milliarden Franken ärmer gemacht. Dagegen nehmen sich die rund 5.7 Milliarden DM Wertvernichtung, die E. Reuter dem Daimler eingebrockt hat, wie Peanuts aus. Ein Begriff den Hilmar Kopper als CEO der Deutschen Bank AG, 1994 auf einer Pressekonferenz für einen Verlust über ca. 50 Mio. DM für unbezahlte Handwerkerrechnungen prägte, die sich aus einem Immobilienskandal ergeben haben, bei welchem der Deutschen Bank ein Mitverschulden durch ungenügende Kontrollen vorgeworfen wurde. Das Ansehen der Deutschen Bank und das Image von Hilmar Kopper wurde durch diese flappsige Äußerung beschädigt. "Peanuts" wurde 1994 zum Unwort des Jahres gewählt. Visionen sind zwar häufig die Initialzündung für die Ablösung des Guten durch das Bessere und dienen so grundsätzlich dem Fortschritt in Gesellschaft und Wirtschaft. Aber Visionen die nach der Handlungsmaxime Wiedervereinigung angepackt werden, Vertrag abschließen und für den Rest sorgt der liebe Gott, sind tickende Bomben mit einer Sprengkraft die ausreicht, um Konzerne auf der Weltwirtschaftskarte auszuradieren. BMW ist ein gutes Beispiel um zu zeigen, dass man Visionen haben und die Umsetzung versuchen darf. Aber bei BMW funktionierte auch die professionelle Kontrolle im Aufsichtsrat. Zielorientiert und mutig wurde zum Skalpell gegriffen und die Nabelschnur zwischen Adoptivtochter Rover und Mutter durchtrennt als die von der Tochter eingeforderte Solidarität den Fortbestand der Mutter bedrohte. Es war eine schmerzhafte, aber letztlich die einzig richtige Maßnahme. BMW geht es wieder prächtig. So hätte man zum Beispiel in Mercedes City ausrechnen können, wie viele Mercedes in der Stadt zirkulieren: 1. pro Quadratmeter Siedlungsfläche und 2. pro Einwohner. Diese Wertungskombination würde auf Grund der lokalen Gegebenheiten sicher zu Spitzenwerten führen, die sich zur Verwendung als Benchmark eignen würde. Folgerichtig diesen Benchmark für Markterfolg und Marktdurchdringung als Ziel der Konzernstrategie für Deutschland und den Rest der Welt zu erklären, wäre eine Botschaft die jeder Daimlerschaffer verstehen würde. Und was die Belegschaft nachvollziehbar versteht, wird engagiert unterstützt. Daher würde sich die weltweite Übernahme dieser Vorgabe für alle Daimler Kaderleute als nicht erklärungsbedürftige Motivationsrakete einsetzen lassen. Dies weil, logischerweise damit verknüpft, eine Messlatte mit Bonuskomponente gegeben wäre, die einfach und völlig transparent den lokalen Verkaufserfolg messen und belohnen würde. Mehr Bonus an die Basis verlagern würde definitiv den Mehrwert für die Arbeitgeber nachhaltig steigern.
18.09.2009, 14:26 von Fakruechte |
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