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Fakruechte


Die Rucksackdeutschen, sowohl Alles-Verlierer als auch Neustart-Gewinner!

Plage oder Wachtumsimpuls für die junge BRD?

Nur schwer und ganz langsam gewöhnten sich die Schwaben nach Kriegsende an die Flüchtlinge, die, wie ein Heuschreckenschwarm, ins Ländle eingefallen sind. Nicht wenige Urschwaben sind auch heute noch der Meinung, „über sie hergefallen“ sei die korrektere Bezeichnung, schließlich wurden die sparsamen Einheimischen von den Vögten in Bonn zur Erbringung von Wohltaten vergewaltigt. Küche, Bad und andere Zimmer musste man mit diesen Rucksackdeutschen teilen. Das Gschwätz der Fremden klang mal unverständlich komisch und dann wieder aggressiv ausländisch. 

Aa Viertele schlotzen, musste man denen erst beibringen und beim Schaffa gab es solche und solche. Aber beim Bumsen waren die Knoblauchfresser immer ganz schnell dabei und die Häufigkeitsfrequenz ist auch aufgefallen. Auf jeden Fall war in dieser Leistungskategorie ein rechter Unterschied zu den Schwaben auszumachen, die halt regelmäßig zuerst sorgfältig und lange überlegen ob auch schon alles geschafft war, bevor sie sich, falls sie nicht zu arbeitsmüde sind, ans Bumsen machen.

Diese Rückblende kann als gesichert angesehen werden, weil sich seinerzeit viele Schwaben öffentlich beklagten, dass sie in ihren eigenen Wohnräumen kaum noch Schlaf finden konnten, mit dem ständigen Karnickelverhalten der Einquartierten. Erkennbar an nicht endenden Stöhnwellen und knarrendem Holz von Bett, Fußboden und Zimmerdecke. Die Schwaben sammelten Erfahrung mit der Wirkung von Stereoempfang lange bevor die Musikindustrie diese Unterhaltungsqualität zum hochgelobten Standard machte.

Es war der Zuhörstress beim Bumskonzert, der viele Schwaben, entgegen den persönlichen Sparvorsätzen, dazu verleitete, einen aktiven Part beim Anschwellen der Reisewelle nach Italien zu leisten.

Das Ausreißen vor den Zwangsgästen in der häuslichen Umgebung wurde mit himmlischen Nächten im Zelt auf dem Campingplatz belohnt. Das nächtliche Grunzen in den Nachbarzelten klang angenehm und anregend. Spannend war ja auch das Rätselraten am nächsten Morgen, welcher Bumsschrei zu welcher Zeltschönheit passte. Bumskonzerte in Italien mutierten zu erzählenswerten Ferienerlebnissen und hatten nichts Gemein mit den animalischen, nervenden Lustorgien der Kuckucksgäste zuhause.  

Die räumliche Enge, die mentalen und kulturellen Unterschiede sorgten für viele kleine Reibereien, mal für große und mal für kleine Konflikte. Das lag nicht einfach an den Flüchtlingen. Der Alltag war für alle schwer und der Arbeitseinsatz bis an die Grenzen menschlicher Belastbarkeit forderte seinen Tribut. Ruhe war oft sowohl Wunsch als auch Gebot. Unter solchen Bedingungen konnte schon die Muck an der Wand zum monströsen Störfaktor werden.

Von Bund, Länder und Gemeinden wurden große Wohnförderungs- und Eigenheimbau-Programme gestartet. Für die Flüchtlinge musste Wohnraum her. Soweit so gut. Waren die schwäbischen Zwangsgastgeber froh, dass beim temporärem Entzug der Eigentumsnutzung eine Besserung in Sicht war, entstanden parallel dazu schlechte Gefühle bei der großen schwäbischen Mieterfraktion.

Das Ausmaß der finanziellen Unterstützung der Flüchtlinge beim Erwerb von Wohneigentum, war abhängig vom Verlust an Vermögenswerten durch die (erzwungene) Flucht. Plötzlich gab es unter den Rucksackdeutschen nur noch vormalige Besitzer von schönsten Landhäusern mit mehreren Wohnungen und andere machten gleich den Verlust von mehreren Immobilien geltend. An den Stammtischen und am Montageband beim Daimler machten sich die Schaffer mal lustig und mal redeten sie sich in Rage, wenn Flüchtlinge für ihren umfangreichen Immobilienbesitz, bestehend aus – so der lokale Verdacht – Stall mit Unterkunft, Holzschopf, Scheisshäusle im Garten und Hundshäusle, großzügig pauschal und ohne effektiv mögliche Kontrolle entschädigt wurden.  

Die großzügige und zielgerichtete Förderung der Heimatvertriebenen sorgte während Jahren für schlechte Stimmung im Ländle und für ordentliche Abgrenzung zwischen den Urbewohnern und den – aus ihrer Sicht - Nachkriegs-Günstlingen der Parteien in Bonn sowie der lokalen Sozial- und Wohlfahrtsämter.

Das gewaltige Wachstum und das rasante Tempo der Nachkriegswirtschaft wirkten jedoch beruhigend auf die Stimmung zwischen den Einheimischen und den Flüchtlingen und gleichzeitig stimulierend auf das Wir-Gefühl am Arbeitsplatz. Wachsende Quantitäten bei zumindest gleicher bzw. verbesserter Qualität waren nur machbar, wenn alle am Strang in die gleiche Richtung zogen. Das wurde getan und alle profitierten. Die Periode ab den Sechzigern bis anfangs der Neunziger – inklusiv Strohfeuer-Effekt nach der Wiedervereinigung, war eine konjunkturelle Boomphase in einem nie zuvor erreichten Ausmass.

Alle Bürger in der alten BRD hatten damit eine in der Wirtschaftsgeschichte einmalige Gelegenheit den individuellen Auf- und Ausbau des persönlichen Wohlstandspegels zu beeinflussen. 

Die 1946 Jahrgänger traten je nach Schulabschluss und Studium irgendwo zwischen den frühen Sechzigern und anfangs der Siebziger ins Arbeitsleben ein. Es waren gute Lebensumstände die sie vorfanden. Niemals zuvor in der Geschichte Deutschlands gab es einen so langen Zeitabschnitt ohne Kriegshandlungen. Ohne Einschränkung trifft dies auf die alte BRD zu. Der exemplarische Musterjahrgang 1946 steht stellvertretend für all jene Menschen in Deutschland, die ein ganzes Leben von jeglicher Erfahrung oder auch nur Berührung mit den grauenhaften Lebensumständen unter Kriegsbedingungen verschont geblieben sind. Über Jahrzehnte war mit der Gnade der späten Geburt eine nie zuvor gekannte Friedensrendite verknüpft, die sich allgemein und unübersehbar, in ständig zunehmender Lebensqualität und einer kontinuierlich ansteigenden materiellen Besserstellung manifestierte.  

Wer nicht durch Krankheit oder Unfall diesem paradiesischen Dasein entrissen wurde, konnte früher mehrheitlich ohne materielle Sorgen auf die Pensionierung warten. Noch im Jahr 2000 galt hierfür das gesetzliche Verfallsdatum! In anderen Worten mit Erreichung des 65-zigsten Geburtstages musste der normale Bürger zwangsweise aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Nur für Politiker gibt es keine Altersgrenze. Da sie nicht richtig arbeiten, müssen sie logischerweise auch nicht aufhören! Politiker frönen der Selbstverwirklichung. und können so Daseinsbedingungen realisieren, von denen gut und gerne 90% der Volksparteienwähler nur träumen können. Ein Leben lang. Ein von einem Politiker verfasstes Ratgeber Buch mit dem Titel <Den Himmel schon auf Erden finden!> würde sicher eine tolle Nachfrage auslösen.

Völlig anders ergeht es den normal Sterblichen! Anspruch auf die volle gesetzliche Rente ab Geburtstag im 2011 war von der fälligen Übertrittsgeneration fest eingeplant. Daraus wurde nichts. „Alle müssen bluten!“ berichtete mit fetter Überschrift auf der Titelseite die Mercedes City News im Spätherbst des Vorjahres aus Berlin. Der Bundestag in Berlin hatte beschlossen, das gesetzliche Rentenalter auf das vollendete 67-zigste Altersjahr anzuheben.  

Als ergänzende Maßnahme wurde ausserdem ein Gesetz verabschiedet, mit welchem die Leistungen an alle Rentner die bereits vor dem 65-zigsten Geburtstag aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, zwischen fünf und dreißig Prozent abgesenkt werden. Mit nur fünf Prozent Reduktion kommen Rentner weg, die vor mehr als zehn Jahren Frührentner geworden sind, weil sie seit sieben Jahren keine Rentenerhöhung erhalten haben. Die höchsten Abschläge müssen die hinnehmen, die in den letzten fünf Jahren freiwillig in die Frührente gegangen sind. Mit der Absicht, trotz der akzeptierten Leistungs-kürzung erheblich besser wegzukommen als die Mitbürger, welche erst nach dem sich bereits in der Ferne abzeichnenden  Leistungsabbau in Rente gehen würden. Aus der Schnäppchen-Kalkulation wird nichts!

Von Fakruechte

Artikel vom 01.10.2009 Aktualisiert 04.10.2009

04.10.2009, 00:51 von Fakruechte | 1045 Aufrufe

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