Im Zentrum der Berichterstattung über den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) stand immer wieder Beate Zschäpe: Ihr Aussehen, ihr Kleidungsstil und ihre Vorlieben für Katzen sowie Spekulationen über ihr Liebesleben, über ihr Verhältnis zu Mundlos und Böhnhardt und ihr gemeinsames Alltagsleben im „Untergrund“ schienen dabei jedoch interessanter zu sein als Fragen nach ihrer politischen Sozialisation und ihrer Funktion im NSU. Aber wie kam es dazu? Eine Funktion der vergeschlechtlichten Berichterstattung über Zschäpe ist, mehrheitsgesellschaftliche rassistische Strukturen zu dethematisieren, innerhalb derer der NSU hat handeln können. Eine mehrheitsgesellschaftliche (Mit-)Schuld kann abgewehrt, die eigentlichen Taten und das Leid der Betroffenen in den Hintergrund gerückt werden. Und dieser Mechanismus hat historische Vorläufer.

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